Freiburger historische Bestände - digital

Übungsarbeit (Examensarbeit) eines jungen Offiziers oder Militäringenieurs anzusprechen
. Für diese Aufgabe wurden meist eng umgrenzte Landschaftsausschnitte,
vorwiegend Festungspläne, gewählt. Die vorliegende Militärkarte umfaßt ein für
diese Aufgabe zu großes Gebiet, und ihre Zeichnung verrät die Hand befähigter
und routinierter Kartographen. Die Frage, ob sie nachträglich für Vortragszwecke45
gezeichnet worden ist, läßt sich kaum eindeutig beantworten. Es ist wenig
wahrscheinlich, daß das Unternehmen Freiburg 1713 in der späteren Offiziersunterrichtung
eine so große Rolle gespielt hat, daß man dafür eine großmaßstäbliche
Instruktionskarte anfertigen ließ.

Die gute zeichnerische Ausführung, die starken Benutzungsspuren, die zuverlässige
Wiedergabe der Situation im Anmarsch- und Kampfgebiet, vor allem auch der
Hauptversorgungswege, einige zusätzliche vermutlich während der Kampfhandlungen
erfolgten Einträge46 und die wohl bewußte Vernachlässigung weniger wichtiger
Randbereiche scheinen es zu bestätigen, daß die Karte unter Marquis de Silly vor
Beginn der Kampfhandlungen um Freiburg begonnen wurde, unter Verwertung
älterer Kartenvorlagen aus dem letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Die Zeichnung
der Karte war, wie das Fehlen einiger Siedlungen47 und Lücken in der Beschriftung
beweisen dürften, bei Beginn des Einsatzes noch nicht abgeschlossen.
Daß sie nicht bis zum letzten ausgefeilt war, bestätigen die leeren Felder, die vermutlich
für eine ausführliche Legende und eine weitere Beschriftung vorgesehen
waren. Daß die Karte nicht in jeder Beziehung den Wünschen des Marschall Villars
entsprochen hat, beweist die Beauftragung Naudins, eine kleinere Karte gleichen
Maßstabes für das südliche, südwestliche Vorland während der Kampfhandlungen
aufzunehmen.

Diese historische Studie behandelt nicht erschöpfend den ganzen Karteninhalt.
Schwerpunkt der Darstellung ist die Untersuchung des Tunibergraumes, als Testgebiet
der kartographischen und geographischen Qualität des Karteninhaltes. Auf
eine differenzierte militärgeschichtliche Auswertung der Karte wurde bewußt verzichtet
. Diese Aufgabe, sowie eine kritische Wertung der kartographischen Darstellung
von Landschaft und Siedlung im Nordteil der Karte und zwischen Kaiserstuhl
und Schwarzwald soll anderen überlassen bleiben.

ANMERKUNGEN

Ich habe dem Herrn Generaldirektor der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin sowie dem
Herrn Referenten der Kartenabteilung, Herrn Dr. Lothar Zögner, für gewährte Hilfe sowie die Erlaub
nis zur Reproduktion der Karte zu danken. Ebenfalls gilt mein Dank dem Institut für angewandte Geodäsie
in Berlin für die Reproduktion der in der Anlage beigefügten Karte.

1 Vortrag, gehalten in der Fachsitzung des Alemannischen Institutes, Freiburg, den 26. Oktober 1983.

2 Das Blatt stammt aus der Kartensammlung des Preussischen Generalstabes. Das beigegebene Karten
faksimile ist etwa auf ein Drittel verkleinert. Signatur der Staatsbibliothek: Kartens. M 3162.

3 2400 Toises entsprechen 18 cm. Eine Toise = 1,94904 m.

4 Jacques Joseph Vipart Marquis de Silly, 1671 1727.

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