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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 63
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0065
Der Gutsbetrieb mit zahlreichen Pächtern, eigener Landwirtschaft, einem Brauhaus
, ausgedehntem Waldbesitz mit einer Flößerei auf der Pielach und einem Sägewerk
, Treibhäusern und Viehzucht war für einen Mann wie Grechtler nicht genug.
Die sehr schnell strömende Pielach brachte ihn auf die Idee, die Waserkraft industriell
zu nutzen. Schon 1752 gründete er die erste österreichische Fabrik für Wollerzeugnisse
und Barchent, die er 5 Jahre später in ein Unternehmen zur Erzeugung
feiner Tuche umwandelte. 1763 wurde das Monopol der Zitz- und Kattunfabrik in
Schwechat nicht mehr verlängert, um so die von Joseph II. gewünschte Industrialisierung
der Alpenländer zu fördern. Grechtler, dem im Gegensatz zu den meisten
neuen Unternehmern das Kapital nicht fehlte, griff sofort zu. Aus Basel ließ er Daniel
Hug als Fachmann kommen und schloß sich mit dem erfolgreichen Textilfabri-
kanten Johann Heinrich v. Schüle aus Augsburg zusammen und sicherte sich so
den Absatz seiner Erzeugnisse auch im Ausland. Im Haus zum schmeckenden
Wurm in der Wollzeile zu Wien war die Hauptniederlage der sehr erfolgreichen Fabrik
.

Bei dieser Verlagerung seiner Interessen nach Niederösterreich war der Besitz in
Hecklingen für Grechtler allmählich ein abgelegener Außenposten geworden. Sein
Schwager Carl Zienast hat das Rittergut bis 1774 verwaltet; dann entschloß sich
Grechtler zum Verkauf. Anfänglich hat sich die Prinzessin Elisabeth von Baden-
Baden dafür interessiert, dann hat sie wohl wegen ihrer großen Ausgaben beim
Schloßbau von Riegel davon abgesehen. Käufer wurde der Graf Karl Hennin, Geheimrat
des letzten Markgrafen von Baden-Baden, der dann das Hecklinger Schloß
errichten ließ. Auch nach dem Verkauf blieben Vater und Sohn Grechtler Mitglieder
der Breisgauer Ritterschaft, und diese hat verschiedentlich deren gute Beziehungen
zum Kaiserhof bei der Erledigung dringender Anliegen in Anspruch genommen
. Seine Beziehungen zu Graf Hannibal Schauenburg hat Grechtler für die Laufbahn
seines 1726 geborenen ältesten Sohnes Johann Baptist genutzt. Dieser war
nach dem Studium der Theologie 1750 Kaplan in Waltershofen geworden, dann
präsentierte ihn 1751 Schauenburg als Patronatsherr auf die Pfarrei Forchheim;
von dort kam er 1755 als Pfarrer nach Kenzingen. Die Heirat der einzigen überlebenden
Tochter Maria Elisabeth Catharina mit dem Rastatter Hofjägermeister Georg
Obergfell dagegen ist wohl auf die nie abgerissenen Beziehungen Grechtlers
zum angestammten Fürstenhaus zurückzuführen.

Seinen zweiten Sohn, den 1729 geborenen Georg Anton hatte der Vater nach
Österreich mitgenommen und dort für eine erfolgreiche militärische Laufbahn gesorgt
. Die beiden ersten Feldzüge des Siebenjährigen Krieges machte er als Rittmeister
, später Major im Kürassierregiment Serbelloni mit und focht mit Auszeichnung
1756 beim Gefecht von Lobositz. Er diente damals bei der Carabinieri-Com-
panie, die sich durch besondere Bewaffnung und Leute von „ansehnlichem Äußeren
" von dem Rest der Truppe unterschied. 1757 verließ er den aktiven Dienst als
Oberstleutnant, erhielt später den Charakter eines Obersten und 1784 den eines Generalfeldwachtmeisters
. Als Pensionist erhielt er so einen Jahresgehalt von 4 000
Fl. und noch 1 000 Fl. als Quartiergeld.

1753 wandte sich Grechtler an die Böhmische Hofkanzlei mit der Bitte, ihm das
Inkolat im Herrenstand des Königsreichs Böhmen zu verleihen, das die Vorausset-

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