Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 65
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tärorganisation und somit in Grechtlers Stellung. Als aber 1766 der Feldmarschall
Daun starb und Graf Moritz Lacy, ein vergleichsweise junger Mann, sein Nachfolger
als Hofkriegsratspräsident wurde, ging dieser alsbald an eine Neuregelung des
nie befriedigend gelösten Verhältnisses zwischen Hofkriegsrat und Generalkommissariat
. Der bisherige Generalkriegskommissar Graf Johann Chotek trat zurück,
und sein Personal wurde direkt dem Hofkriegsrat unterstellt. Dabei blieb das
Hauptverpflegungsamt aber noch bestehen, und sein Präsidium wurde Grechtler
übertragen. Durch diese Reformen fühlten sich manche Inhaber hoher Ämter in ihren
Interessen verletzt und mußten nun entschädigt werden. Zu diesem Kreis gehörte
auch Grechtler, der durch die Neuorganisation manches von seiner Unabhängigkeit
verloren hatte. Er erhielt daher am 7. 1. 1767 den damals noch seltenen und
daher sehr angesehenen Rang eines Wirklichen Geheimen Rats.

1769 genehmigte die Kaiserin ein Generalreglement, in das viel von Grechtlers
Erfahrungen einfloß. Die neuen Bestimmungen bestehen darauf, daß nur Offiziere
die verantwortlichen Stellen in cler Proviantabteilung bekleiden dürfen. Im Kriegsfall
könnten auch Beamte eingestellt werden, deren Lebenswandel bekannt sei. Wer
durch seinen Aufwand auffiel, mußte mit einer strengen Untersuchung und bei erwiesener
Untreue mit der Todesstrafe rechnen. Bei einem Kriegsausbruch habe der
Kriegskommissar dem kommandierenden General sofort eine Liste für alle notwendigen
Anschaffungen und die dafür benötigten Summen vorzulegen. Den erfahrenen
Transportfachmann erkennt man in der Forderung, daß der Direktor des Fuhrwesens
etwas von Pferden und Geschirren verstehen müsse. Bis in die Einzelheiten
gehen die Vorschriften, vor allem bei den Bestimmungen über die so wichtigen
Backöfen. Ausdrücklich heißt es so, es solle kein zu frisches Brot verladen werden,
da es sonst zu leicht schimmle.

1776 wurde das Hauptverpflegungsamt in seiner bisherigen Form aufgelöst und
als Referat dem Hofkriegsrat eingegliedert. Damit hatte Grechtlers Laufbahn ihr
Ende gefunden, und das war wohl der Augenblick, wo er sich auch von seinen anderen
Geschäften zurückzog. Die Verwaltung von Friedau übertrug er seinem
Sohn, dem er 1779 dann sein ganzes Vermögen gegen eine Leibrente abtrat. Als Alterssitz
wählte er Hütteldorf, zu jener Zeit ein idyllisches Dorf vor den Toren
Wiens, das 1890 als XIV. Bezirk eingemeindet wurde. Auf Grund der Bautätigkeit
der letzten 100 Jahre ist sein Wohnsitz, das Haus Nr. 37, nicht mehr mit Sicherheit
zu identifizieren; vermutlich lag es an der Stockhammergasse in der Nähe der alten
St. Andreaskirche. *

Leider ist das Friedauer Archiv 1945 vernichtet worden, und es gibt keinerlei Dokumente
, die über Grechtlers Persönlichkeit, seine Interessen, Freunde oder Familienleben
Auskunft geben. Einiges ist der Grabrede zu entnehmen, deren Autor
nicht bekannt ist. Daß es sich dabei um den Dichter und Custos der Hofbibliothek
Michael Denis, einen Hütteldorfer Nachbarn Grechtlers gehandelt hat, ist nicht zu
belegen.** Die Grabrede zeichnet das Bild eines heiteren, gastfreundlichen alten
Herrn, stets an allen neuen Erfindungen interessiert, von jener geistigen Haltung,
die wie so viele führende Persönlichkeiten jener Zeit Religiosität mit den Ideen der
Aufklärung zu verbinden wußten. Hierzu paßt seine Freundschaft mit 2 Männern,
die er als Zeugen für seine letzte Stiftung bat, nämlich den Staatsrat und Präfekten

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