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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 81
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mission weggezogenen oder ausgewanderten Leibeigenen gar nicht mehr in eine
Untertänigkeit zurückzwingen, wenn er der ordnungsgemäßen fiskalischen Erledigung
der Angelegenheit Genüge tat. Erhielt aber einer die Manumission, dann
sollte er auch für immer außer Landes ziehen.

Werfen wir noch einen kurzen Blick auf den Stand der Bodenbewirtschaftung
um die Jahrhundertmitte. Alle markgräflichen Gebiete waren sich darin gleich. In
der Ebene herrschte vorzugsweise der Kornanbau in Form der Dreifelderwirtschaft
. Im Schwarzwald, wo mehr die Streusiedlungen anzutreffen waren, wurde
wegen der besonderen Bodenverhältnisse und topographischen Gegebenheiten die
freie Wirtschaft als Betriebsart praktiziert.19 Im hochbergischen Amt Emmendingen
war zum Beispiel die Feldbestellung wegen des schweren Bodens oft so mühsam
, daß bis zu acht Zugtiere vor den Pflug gespannt werden mußten. Neben dem
Getreideanbau wurde auch die Anpflanzung von Handelsgewächsen betrieben.
Das Dorf Malterdingen bei Emmendingen war Hauptumschlagplatz für den seit
alters her in den Ämtern Hochberg, Mahlberg und Badenweiler gewonnenen Hanf
von sehr guter Qualität. Im Unterland bevorzugte man mehr den Krappanbau20
zur Gewinnung von rotem Farbstoff.

Der Weinbau, im badischen Oberland schon seit Römerzeiten heimisch, ließ betriebswirtschaftlich
sehr zu wünschen übrig. Die Winzer bevorzugten qualitativ
minderwertige Rebsorten wegen der größeren Widerstands- und Ertragsfähigkeit.
Sie herbsteten viel zu früh und verlangten solche Preise, daß die Weinkäufer ins
Elsaß gingen.21 Hier setzte nun schon sehr früh eine der vielen Reformen Carl
Friedrichs an:

Aus der Studienzeit in Lausanne war dem Markgrafen die Rebsorte, die am
Genfer See beheimatet war, wohl vertraut. Sie eignete sich auch vorzüglich für die
Böden des oberen Markgräflerlandes. Heute ist sie als die bodenständige Weinrebe
unter dem Namen Gutedel bekannt. In der französischen Schweiz heißt ihr
Wein Fendant, und im Elsaß nennt man die Traubensorte Chasselas. Aus Vevey
am Genfer See ließ Carl Friedrich die Rebsorte einführen und ordnete ihre Anpflanzung
an.22 Alte Markgräfler Weinbauern nennen den Gutedelwein heute
noch „Viviser", ohne wohl zu ahnen oder gar zu wissen, daß hinter der Verballhornung
des Ortsnamens Vevey der Herkunftsort des Markgräflerweines sich verbirgt
.23

Alle Bodenkulturen des Markgräflerlandes litten unter dem hohen Wildbestand.
War doch die Jagd von je her Kennzeichen standesgemäßer Freizeitbeschäftigung
und grundhetrlichen Prestiges. Selbsthilfe war den Bauern grundsätzlich verboten,
wenn auch gerade Carl Friedrich großzügig über Verstöße hinwegsah. Während
der Fruchtreife war den Bauern das Hüten gestattet. Sie durften hierzu kleine
Hunde, die aber angeleint sein mußten, verwenden.24

Weniger zu leiden hatte der Ackerbau unter dem herrschaftlichen Weiderecht,
denn die meisten Dörfer besaßen eigene Dorfschäfereien mit einem von der Gemeinde
angestellten Dorfschäfer. Indessen war die Wiesenkultur für die Viehzucht
, wie sie vornehmlich in der Herrschaft Badenweiler und in den Höhen des
Schwarzwaldes entwickelt war, nicht ausreichend genug. Immerhin, die Bauern
nutzten das im Frühjahr gekaufte Schmalvieh während des Sommers in ihrem Be-

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