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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 83
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trieb und ließen es zur Mast im Herbst auf die Weide. Die Metzger aus Basel und
Freiburg sowie aus dem Elsaß waren ihnen immer sichere Käufer.25

Trotz des großen Waldbestandes in einigen Ämtern ist nur der Holzhandel aus
der Herrschaft Rötteln vorwiegend nach Basel erwähnenswert. Im allgemeinen
herrschte Holzknappheit, wie es aus den Anordnungen für sparsamen Holzverbrauch
beim Bauen zu ersehen ist.26

So war die Lage des Bauern allgemein unbefriedigend, teilweise auch ärmlich
und trostlos, wenn auch nicht immer ohne Schuld des Bauern selbst. Im Sommer
arbeitete er anerkanntermaßen überaus fleißig, „wie eine Maschine"27, aber im
Winter gab es nur allzugern den bloßen Zeitvertreib bei Trunk und Kartenspiel.
Viel blieb zu tun, wenn sich diese Verhältnisse bessern sollten.

Es würde jedoch zu weit führen, im Rahmen unseres Themas das ganze Reformwerk
Carl Friedrichs im einzelnen beschreiben und würdigen zu wollen. Begnügen
wir uns mit der Feststellung, daß im wesentlichen in der Zeit zwischen
1783 und 1791 die markgräflich-badischen Lande in allen Zweigen der Verwaltung
, Justiz, Industrie, Landwirtschaft, Wissenschaft, Bildung und sozialer Fürsorge
jene wohldurchdachten Formen und effizienten Strukturen angenommen haben
, die das anerkennende Prädikat vom „badischen Musterländle" begründeten.
Grundvoraussetzung für das Gelingen des Reformwerks war die Aufhebung der
Leibeigenschaft.

Als ideelle Beweggründe für diese Maßnahme sind in erster Linie jene Vorstellungen
vom Menschenbild Carl Friedrichs zu nennen, die mit den Begriffen „aufgeklärter
Absolutismus" und „Humanität" im weitesten Sinn umfaßt werden. Ein
weiteres Motiv, das den unmittelbaren Anstoß zur Deklaration der Aufhebung
gab, war der Tod von Carl Friedrichs Gemahlin, Caroline Luise, die im Frühjahr
1783 plötzlich während eines Aufenthaltes in Paris starb, was den Markgrafen zutiefst
ergriffen und erschüttert hat. Als wesentliche sachliche Grundlage, welche
die Aufhebung der Leibeigenschaft motivierte, ist Carl Friedrichs überzeugte Anhängerschaft
zu jener volkswirtschaftlichen Lehrmeinung zu werten, die unter
dem Namen Physiokratismus von dem französischen Arzt Franoois Quesnay,
Leibarzt König Ludwigs XV., und seinem nationalökonomischen Zirkel28 ausgebildet
wurde. Als Reaktion auf die Auswüchse des Merkantilsystems verfocht die
physiokratische Lehre die These, daß allein der Grund und Boden die Quelle für
den Volksreichtum sei und neue Werte schaffe. Somit seien die Bauern, die den
Grund und Boden bearbeiteten, die einzige produktive Bevölkerungsschicht im
Staat. Es sei Aufgabe des Staates, für die bestmögliche Bewirtschaftung des Bodens
zu sorgen, wozu notwendigerweise zuerst die Beseitigung der vielerlei Lasten
gehörten, die auf Grund und Boden lägen und die den Bauern die Lust und das
Interesse an ihrer Arbeit nähmen. Volle Freiheit für Produktion und Handel,
„laisser faire, laisser aller", war der Wahlspruch Quesnays und seiner Anhänger,
zu denen in Frankreich Marquis Victor de Mirabeau, der Vater des Revolutionsredners
und Staatsmanns Gabriel de Mirabeau, und Mercier de la Riviere gehörten
, den Katharina II. nach Rußland berief. In Deutschland fand die physiokratische
Lehre — Vorläuferin der klassischen Schule des wirtschaftlichen Liberalismus
— ebenfalls begeisterte Anhänger, unter denen besonders die Namen Iselin,

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