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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 87
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Dorfgemeinden teils einzeln, teils gemeinsam von allen Dorfvorgesetzten eines
Amts oder Oberamts unterschrieben, als Dankes- und Ergebenheitsbekundungen
an den Markgrafen persönlich gerichtet wurden. So haben zum Beispiel alle
Schultheißen, Vögte und Stabhalter der Oberämter Sulzburg und Badenweiler in
einem gemeinsamen Schreiben an den Markgrafen es besonders begrüßt, „daß
Euere Hochfürstliche Durchlaucht alle Knechtschaft vertilgen (sie!) und alle jene
Abgaben aufheben, welche unsere Kinder aus einem Oberamt in ein anderes zu
heuraten gehindert haben", u.a. unterschrieben von Johann Kaiser, Vogt zu
Schallstadt, Johannes Kayser, Vogt zu Wolfenweiler, Paul Fünfgelt, Vogt zu Opfingen
, Johann Hansen, Stabhalter zu Haslach, dem heutigen Freiburger Stadtteil
.38

Alle Dorfgemeinden des Oberamts Hochberg (Emmendingen) bekunden, daß
sie „von inniger Freude durchdrungen über Euer Hochfürstliche Durchlaucht
höchste Person und ruhmreiche Regierung von dem Allmächtigen alles was Segen
heißt in täglicher Andacht ferner erbitten" wollen.39 Unterm 14. August schrieb
Johann Georg Schlosser, Goethes Schwager, aus Emmendingen an den Markgrafen
, daß er den Aufhebungserlaß „durch Veranstaltung einer Zusammenkunft
unserer Ortsvorgesetzten publicieret, auch diesen die Publikation in ihren Orten
befohlen. Sämtliche legten ihre unterthänigste Dankbarkeit an den Tag und versicherten
, daß ... diese besondere Gnade, welche zwar die Leibeigenen allein zu betreffen
scheine, aber in der That auch den leibfreien Orten bei uns wegen der ersparten
Abzugsabgaben so sehr zu gute komme, Höchstdenselben womöglich
noch enger verbinde und zu noch größerer Treue Gehorsam und Unterthänigkeit
ermuntere." Er schließt mit dem Wunsch, „daß wir noch öfter Gelegenheit bekommen
, solche wahrhaftig Landesväterliche Verfügungen zu publicieren. Wir ersterben
devotest Euer Hochfürstlichen Durchlaucht unterthänigst treu gehorsamster
Schlosser, Amtmann."40 Aus Bauschlott vermeldete unterm 4. September der
Schultheiß Oesterle: — und dieser sei nur als Beispiel für andere Gemeinden hier
angeführt — „Der Danktag wurde von der Einwohnerschaft sowohl im Beten und
Singen vormittags feierlichst begangen, nachmittags aber von den jungen Leuten
in frohem dankbaren Mut in anständiger Ergötzlichkeit zugebracht." Aufschlußreich
ist auch, wie katholische Dörfer sich verhielten. Die katholischen Pfarrer der
Gemeinden Bulach und Beiertheim baten das Bischöfliche Ordinariat in Bruchsal
um die Genehmigung, „nach dem Vorgang anderer Pfarrer das Sanctissimum zu
exponieren und ein Amt mit Absingung des Te Deum laudamus zu halten", was
ihnen allerdings vom Generalvikar in Bruchsal nicht gestattet wurde. Schließlich
war der Bischof von Speyer der einzige Fürst, der gegen die Aufhebung der Leibeigenschaft
in den zu Lehen genommenen badischen Dörfern protestierte, weil er
auf den Ausfall der Leibeigenschaftsabgaben nicht verzichten wollte. So beschränkte
sich der katholische Pfarrer Christian Zittel in Altlay mit seiner Gemeinde
auf eine „Sonntagspredigt, nach welcher alles Volk rufte Dich Herr Gott
loben wir", und er ließ sechs Sonntage hintereinander mit gemeinsamem Gebet
den Dank für die Aufhebung der Leibeigenschaft zum Ausdruck bringen.41

Alle diese freudigen und dankbaren Beteuerungen, in denen die allgemeine gehobene
Stimmung unter dem ganzen badischen Volk nicht besser zum Ausdruck

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