Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 98
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0100
tät Halle, Anm. d. Verf.), Lehrer Deutschlands während eines halben Jahrhunderts
, nicht vorlauter Prahler mit einsichtsvollerem Glauben, aber Bekämpfer, wo
es not tut, allen Zwanges in Religion und Staat. Du hast, der einzige, mein trauerndes
Gemüt gestärkt, wenn Du von des Vaterlandes Wohlfahrt redetest und
volkstümlicher Denkart der Gebildeten und hast einer schönen Zeit Erinnerung in
mir geweckt. Möget ihr alle fernerhin der Wahrheit und der begeisterten Pflicht
goldene Fahne voraustragen dem jüngeren Geschlecht und des Vaterlandes immer
höhere Wohlfahrt treulich befördern!

Gedeihen finde ich das Wort der Ermahnung bei allen Herzen der Zuhörer, und
Gedeihen werde Euch zu Teil hier und dort! Und ihr, deren Umgang, auf verschiedene
Weise heilsam, mir das ernste Streben erheiterte, habt Dank von dem
Scheidenden und gedenket sein! Ihr aber, die ich mir Freunde nennen kann, weil
andere Namen die Zeit verbietet, die keine Form vereinte und kein Eidschwur sondern
die Liebe zu dem einen Gute, das nicht vergeht und die treue Anhänglichkeit
an das Eine Vaterland, bleibet, die ihr wart, und verlaßt den Pfad des Rechts
nicht, ob auch immer weniger werden, die darauf wandeln. Das Schicksal besiegt
nur Schwache, wer höher stehen will als seine Zeit, wird ihm nie unterliegen. Und
wenn die Engherzigkeit der Welt am größten scheint und die Gewohnheit herrschet
zu Ungebühr mit eisernem Zepter, verzaget nicht sondern gedenket, was
Blücher sprach: ,Wir werden siegen, denn wir wollen siegen!*

Meine Bekannten ergriffen einer um den andern den Wanderstab und suchten
sich von des oft strengen Winters Unbehaglichkeiten zu erholen auf einer lustigen
Fahrt. Da ich Berlin zum Ziele meiner Reise machen mußte, so faßte ich den Entschluß
, über Hamburg und Holstein dahin zu gehen und, wenn das Wetter es verstattete
, das Eiland Rügen zu besuchen. So trat ich denn am 3. April mit Helbing
(Studienfreund, späterer Kirchenrat in Freiburg, Anm. d. Verf.) die Reise an.

Das Wetter gab für mein Vorhaben keine günstige Vorbedeutung; wir waren
kaum eine halbe Stunde gegangen, so kam ein fester Regen, der uns bei aller
Sanftheit doch die blauen Hemden durchnäßte. Wir trockneten uns in Domnitz
, im »König von Preußen'. In der Nähe findet man Porzellanerde, welche
nach Berlin gebracht wird, sowie in dem nahen Rothenburg Kupfer. Im
Wirtshause besahen wir lange die Inschrift des eisernen Ofens, unter welcher die
Stadt Braunschweig gebildet war mit einem darüber hinspringenden Rosse; nach
langem Raten brachten wir endlich heraus: Remigis altissimi uni (bloß durch die
Führung des Höchsten). In Könnern tranken wir den wohlbekanntenTrebinger
Dreihalm (sehr gut) und ergötzten uns an den in der Stube befindlichen Fuhrleuten
und ihrem Hunger. Noch vor Sonnenuntergang gelangten wird endlich an das
Ziel unseres ersten Tages, das wir schon sehr lange vor Augen gehabt hatten: die
Stadt Bernburg. Wir gingen über den Waisenhausplatz und den Gottesacker
der Schloßkirche den Berg hinab in die ,Goldene Kugel4, wo man außer den nötigen
Fragen um uns gar nicht viel umsah. Den 4. morgens gingen wir in der Stadt
umher, die an beiden Seiten der Saale liegt, mit einer ziemlich hübschen Brücke,
Während wir dieselbe besahen (sie hat eine Eisenbahn und auf der einen Seite ein
Tor mit 4 Bildsäulen und mit Inschriften), kamen von Kalbe mehrere Schiffe herab
, die in Hamburg überwintert hatten und fuhren durch. Der Teil der Stadt, wel-

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