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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 101
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0103
waren, einige Bemerkungen niederzuschreiben, öffnete sich die Türe und herein
trat der Wirt und Herr Kandidat Baum. Er habe heute gesehen, wie wir so einsam
herumgegangen seien und sei erbötig, uns über alles Auskunft zu geben, was wir
zu wissen verlangten. Er fragte bald, ob wir etwas bei Thalus gehört hätten; das
sei ein Mann, vor dem ganz Halle Ehrfurcht haben müsse. Gegen Wegscheider gestand
er, Vorurteile zu haben. Auch Niemeyer gefiel ihm nicht ganz. Auch sei in
Halle der Geist der Studierenden nicht der beste, viel besser in Berlin. Ich mußte
heimlich lachen, weil ich wohl wußte, was er unter einem solchen guten Geist verstand
und daß ein solcher mir nicht als ein guter erscheinen könne. Denn wo die
Freiheit gebricht, da leuchtet kein Licht, und Ehre und Hochsinn ersterben. Er
selbst hatte in Berlin das Gymnasium besucht, war dann in das theologische Semi-
narium nach Gnadenfeld gegangen und in Neudietendorf bei Gotha angestellt
worden, worauf er hierher kam. Von Berlin sagte er sehr viel Rühmliches, riet
mir, besonders mit Herrn Anders, einem Geistlichen der dortigen Brüdergemeinde,
Bekanntschaft zu suchen, den er einen großen Dialektiker nannte. Auch nannte er
einen seiner Schulgenossen, Reiß, in Berlin. Ungeachtet er Geistlicher war, sprach
er doch sehr munter, lächelte oft und ließ nur selten seinen Glauben durchblicken.
Er wollte uns, wenn wir länger hier blieben, den Bildersaal zeigen und noch anderes
. Wir schieden sehr freundlich.

Freitag, den 6., früh, unterhielt ich mich mit Helbling noch geraume Zeit über
Freiheit, Aufklärung und verwandte Gegenstände und bedauerte auch nach diesem
Gespräch, ihn nicht immer auf der Reise als Begleiter haben zu können. Er
ging Barby (bei Calbe, Anm. d. Verf.) zu und ich über Dorf Felgeleben nach
der Stadt Schönebeck, mit einer großen Salzsiederei und einigen hübschen
Häusern. Schönebeck liegt an der Elbe, und so schritt ich denn stets in geringer
Entfernung von diesem Flusse, bald auf Wiesen, bald auf der Straße, über
Westerhüsen, Salbke, Fermersleben fort in das Dorf Buckau,
welches (wie Riehen bei Basel) durch einige Landhäuser und größere Städtlichkei-
ten die Nähe der Provinzstadt ankündigt. Bald sah ich die Türme mehrerer Kirchen
und, an den Spazierwegen der Wälle immer vorüber, kam ich am Mittag
über Laufgräben, Verschanzungen und ein finsteres Tor der starken Festung in die
Stadt Magdeburg.

Gleich beim Eintritt empfing mich der überraschende Ausblick der breiten,
freundlichen Straße, mit herrlichen Gebäuden besetzt. Ich sah rechts und links,
um eine Stätte zu finden, wo mein Fuß ruhen möchte, da trat ein Kerl auf mich
zu, einer von jenen gelehrten Müßiggängern, denen es der Fremde oft teuer bezahlen
muß, daß sie die Örtlichkeit einer Stadt besser kennen. Ich mochte solche
Kerls nie leiden, weil sie mir doch nur als Müßiggänger erschienen und noch dazu
oft sehr zudringlich sind. So einer war der junge Mann, der mich in den ,König
von Preußen* führte. Nachdem ich in mein Zimmer gegangen war und ihm schon
etwas für seine Mühe gegeben hatte, wich er doch nicht von der Stelle, sondern erbot
sich, mir alle Merkwürdigkeiten Magdeburgs zu zeigen; zuletzt erklärte ich
ihm ganz ernsthaft, ich werde ihn nicht nehmen und wenn er mir alle Herrlichkeiten
der Welt zeigen und schenken wollte. So ging ich denn nach Tische (gutes
Bier, wiewohl in kleinen Gläsern!) allein in der Stadt umher. Hoch an der Elbe ist

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