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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 106
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arretiert!" — „Wie? Ich?" — „Jawohl! Haben Sie die Güte, mir auf die Wache zu
folgen!" Sie nahmen mich in die Mitte und brachten mich unter etwa 15 Soldaten
in die Wachstube. Nun kam der Offizier, fragte, warum ich Waffen bei mir trüge
(ich hatte meinen Dolch und eine kleine Pistole an mir stecken lassen, da ich mich
im Wirtshause nicht umkleiden wollte) und nahm mir alles ab, sogar einige Papiere
, worauf ich Bemerkungen über die Reise niedergeschrieben. Der Herzog hatte
zu seinem Fenster heraus mich eigenäugig gesehen und seinen Kammerdiener hinuntergesandt
, mich festzunehmen. Bald kam der Offizier wieder, nahm ein Verhör
vor, dessen Hauptpunkte er aufzeichnete und womit er zum Herzog ging. Mich
hieß er unterdessen in einem kleinen Nebengemach harren. Ich warf mich auf das
Holz hin, da mir sehr übel ward, weil ich eigentlich den Morgen noch nichts zu
mir genommen hatte. Einige mitleidige Unteroffiziere trösteten mich, es werde
bald vorbei sein. Der Leutnant kam zurück, gab mir meine Sachen wieder: ich
habe die Gesetze übertreten und folglich Strafe verdient. Allein, Seine herzogliche
Durchlaucht wollen mir dieselbe gnädigst erlassen. Ich bückte mich und ging. An
der Türe rief er mir noch zu: es sei der Wille Seiner herzoglichen Durchlaucht,
daß ich schleunig die Stadt verlasse. Der Wille war wohl sehr ernstlich gemeint,
denn es wurde mir ein Unteroffizier nachgeschickt, der es melden sollte, sobald
ich Kothen verlassen hätte. Derselbe kam nachher in den Gasthof und erzählte,
daß die zwei Mann Wache, welche mich aus Unachtsamkeit hätten in das Schloß
treten lassen, mit 48stündigem Gefängnis bestraft würden. Wir tranken zusammen
eine Flasche Bier. Ich bestellte einen Wagen durch einen anderen Korporal namens
Hecht, der sich sehr gefällig gegen mich bewies, nahm von meinem Wächter
(er heißt Weigand) Abschied und verließ die Residenzstadt, um sie hoffentlich nie
wieder zu sehen. Über eine Menge Dörfer und den Petersberg selbst, wo ich
schnell auf den Gipfel stieg, während mein Fuhrmann unten das Pferd fütterte,
kam ich Mittwoch abends um 7 Uhr, gerüttelt und zerstoßen, mit Fieber, Kopfweh
und Husten wieder in Halle an, das ich dienstags vor 8 Tagen verlassen. Staunen
war im ,Goldenen Kreuz' ob der plötzlichen Zurückkunft. Es war Zeit, daß
ich gekommen war, den anderen Tag brachen die Pocken aus. Der letzte Tag der
Reise besonders hatte mir recht lebendig wahr gemacht die Worte eines Griechen,
die ich mir aus Voß' Gedichten (Johann Heinrich Voß, 1751 —1826, Anm. d.
Verf.) auch zum Ende ins Gedächtnis rief:

,Zu Hause bleib mir, und du bleibst ein freier Mann;

wo nicht, so bist du kein durchaus Glückseliger/"

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