http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0109
Martin Heidegger als Rektor der Universität Freiburg i. Br.
1933/34
IL
Die Zeit des Rektorats von Martin Heidegger
(23. April 1933 bis 23. April 1934)*
Von
Hugo Ott
Bei der ursprünglichen Planung der Studie zum Rektorat von Martin Heidegger auf
dem Stand der Quellenforschung des Herbstes 1983 war deutlich geworden, daß der
Darstellung der eigentlichen Rektoratszeit ein besonderes Gewicht zukomme. Dieser
Eindruck hat sich in der Zwischenzeit erheblich verstärkt, vor allem, weil neue
Quellen erhoben werden konnten, die diese wichtige Phase der universitätsöffentlichen
Tätigkeit Heideggers dokumentieren — weit mehr, als erwartet werden konnte
. Die Fülle des Materials und das Spektrum der Probleme zwingen indes zu höchster
Straffung und auch zu exemplarischer Darbietung, sollen die wesentlichen Linien
im Rahmen dieser Studie ausgezogen werden.
Indes: Wer sich dem weltberühmten Philosophen nähert, hat in Rechnung zu
stellen, daß Ergebnisse wissenschaftlichen Bemühens mit einer spezifischen Aufmerksamkeit
aufgenommen und gewertet werden. Das gilt auch und gerade für den
Historiker, selbst wenn er die philosophischen Implikationen außer Betracht stellt;
denn Martin Heidegger hat aus dem Anspruch seiner hohen Stellung gerade über
die in Rede stehende Zeit seiner Biographie gewissermaßen apodiktisch die einzig
mögliche und richtige Sicht festgelegt — zuletzt postum in „Tatsachen und Gedanken
* '. Die Erfahrung zwischen dem Erscheinen des ersten Teils der Studie in dieser
Zeitschrift — sie hat großes Aufsehen erregt —, den daraus sich ergebenden Vorträgen
und der Vorbereitung des zweiten Teiles war für den Autor ein gewaltiger
Lernprozeß.
Maß und Richtschnur der folgenden Ausführungen können „Tatsachen und Gedanken
", der Heideggersche Bericht über sein Rektorat 1933/34, niedergeschrieben
in den Jahren nach 1945, nur bedingt sein, da das Ausmaß des von mir zusammengetragenen
Quellenmaterials den Duktus dieser Rechenschaftslegung überlagert
und zu deutlich anderer Akzentsetzung zwingt.
Daß der mit sehr großer Mehrheit gewählte Rektor Martin Heidegger nicht unvorbereitet
und gewissermaßen ohne Programm das Amt übernahm, wurde bald
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