Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 109
(PDF, 32 MB)
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nicht daran, den Senat einzuberufen, der sich doch mit wichtigen Punkten zu befassen
gehabt hätte, z.B. mit dem neuen Studentenrecht und den Zwangsfachschaften
— dies auf dem Hintergrund etwa einer Großkundgebung mit dem Bundesführer
des NSDSTB, Dr. Oskar Stäbel, dem Referenten für Hochschule und Studentenfragen
, der am 9. Mai in der Freiburger Universität über das Thema „Student
und Hochschule im neuen Staat" sprach8 — unmittelbar im Vorfeld der für den
10. Mai 1933 reichsweit angesetzten Bücherverbrennung, die in Freiburg nicht stattfand
. Martin Heidegger habe diese verboten, schreibt Hermann Heidegger im Vorwort
1983.9 Diese Feststellung muß respektiert werden, auch wenn sie quellenmäßig
angesichts der bekannten Zugangsbeschränkungen zum Universitätsarchiv Freiburg
nicht nachgeprüft werden konnte. Den Aufruf der Freiburger Studentenschaft
vom 8. Mai 1933 gab es10 — den gleichgeschalteten Aufruf, der etwa in der Reichshauptstadt
am 10. Mai zu einer Bücherverbrennung riesigen Ausmaßes führte im
Anschluß an die erste Vorlesung des neuen Professors für politische Pädagogik, Alfred
Baeumler.11

Walter Eucken, Mitglied des Senats der Freiburger Universität für die rechts-
und staatswissenschaftliche Fakultät, beklagte am 13. Mai bei Prorektor Prälat
Sauer — auch im Auftrag von Möllendorffs — die angespannte Situation: ,,Er
spricht über die im Gang befindliche Organisation der Zwangsfachschaften, über
die Heidegger dringend den Senat hören müßte. Es mache den Eindruck, als ob er
ganz für sich, nach dem Prinzip des Führersystems fuhrwerken wolle. Heidegger
fühle sich offenbar als der geborene Philosoph und geistige Führer der neuen Bewegung
, als der einzige und überragende Denker seit Heraklit." 12 Eucken erkannte
scharf den Anspruch Heideggers, der schon am 24. April 1933, also unmittelbar
nach der Rektoratsübernahme, sich mit der Führung der gleichgeschalteten Deutschen
Studentenschaft in Berlin in Verbindung gesetzt hatte, dem Hauptamtsleiter
für politische Bildung und zugleich Leiter des Amtes für Wissenschaft, Georg Plöt-
ner, eine zentrale Schulungstagung vorschlagend. Plötner, den Martin Heidegger
ebensogut kannte wie die anderen maßgebenden Funktionäre der Deutschen Studentenschaft
, griff Heideggers Anregung auf und organisierte eine erste Reichtsta-
gung der Amtsleiter für Wissenschaft am 10. und 11. Juni 1933 in Berlin, auf der
Alfred Baeumler13, Martin Heidegger und Ernst Krieck referieren sollten. Während
für Baeumler das Referat über die politischen Aufgaben der neuen Fachschaft und
für Krieck das Referat über das Berufsfeld vorbehalten waren, sollte Heidegger
über Forschung und Lehre sprechen. Krieck freilich zierte sich und nahm wegen
Arbeitsüberlastung nicht teil. Das Zusammenwirken von Alfred Baeumler und
Martin Heidegger bedarf noch anderweitiger Untersuchung. Jedenfalls sollte durch
diese Berliner Tagung ,,die wirkliche Hochschulgemeinschaft, geschaffen durch das
Vertrauensverhältnis zwischen Hochschullehrerschaft und Studentenschaft auf dem
Boden einer neuen Wissenschaft und die wirkliche Verbindung der Hochschule mit
dem Berufsleben im Volke, wachsend aus gemeinsamer Arbeit in den Fachschaften
zwischen Studentenschaft und schon berufstätiger Arbeiterschaft'' zum Ausdruck
gebracht werden, wie Georg Plötner in seinem Bericht festhielt.14 Wie aus dem der
Schulungstagung folgenden Briefwechsel zwischen Plötner und Heidegger ersichtlich
ist, sollte das Heideggersche Referat sowie weitere Beiträge (möglicherweise

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