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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 114
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und die werkgerechte Sicherheit des unnachgiebigen einfachen Fragens nach dem
Wesen des Seins wiederkehren. Der ursprüngliche Mut, in der Auseinandersetzung
mit dem Seienden an diesem entweder zu wachsen oder zu zerbrechen, ist der innerste
Beweggrund des Fragens einer völkischen Wissenschaft ... Und so bekennen
wir, denen die Bewahrung des Wissenwollens unseres Volkes künftig anvertraut
sein soll: Die nationalsozialistische Revolution ist nicht bloß die Übernahme einer
vorhandenen Macht im Staat durch eine andere dazu hinreichend angewachsene
Partei, sondern diese Revolution bringt die völlige Umwälzung unseres deutschen
Daseins. Von nun an fordert jedwedes Ding Entscheidung und alles Tun Verantwortung
.4 4

Die Berliner Regierungs- und Parteistellen hatten zur gleichen Zeit — im November
1933 — einen neuen straffen Aufbau des deutschen Hochschulwesens vorgenommen
: den „Reichsverband der Deutschen Hochschulen" als Einheitsorganisation
der gesamten deutschen Hochschulen, dessen Führer der Würzburger Psychiatrieprofessor
Herbert Fischer wurde, der seinerseits den Führer des Deutschen Rektorentages
ernannte: den Jenenser Rektor. Der Name Martin Heidegger war nirgendwo
mehr im Gespräch. Die Nationalsozialisten wollten ihn nicht haben. Martin
Heidegger war gescheitert in seinem Anspruch, die deutsche Universität im neuen
Reich zu führen und dadurch den Willen „zum geschichtlichen geistigen Auftrag
des deutschen Volkes als eines in seinem Staat sich selbst wissenden Volkes4' ins
Werk zu bringen. Er war jäh und jetzt endgültig verwiesen — nur — auf seine Universität
, deren Gefolgschaft es zu entbergen galt. Die Lehrerschaft der Universität,
so hatte es in der Rektoratsrede geheißen, müsse, vorgerückt ,,in den äußersten Posten
der Gefahr" dort standhalten, ,,d.h., erwächst ihr von dort — in der wesentlichen
Nähe der Bedrängnis aller Dinge — das gemeinsame Fragen und gemeinschaftliche
gestimmte Sagen, dann wird sie stark zur Führerschaft." Die Gefolgschaft
der Studenten, so hieß es im Mai 1933, brauche nicht erst geweckt zu werden
. ,,Die deutsche Studentenschaft ist auf dem Marsch. Und wen sie sucht, das
sind jene Führer, durch die sie ihre eigene Bestimmung zur gegründeten, wissenden
Wahrheit erheben und in die Klarheit des deutend-wirkenden Wortes und Werkes
stellen will." Und in der gängigen Sprache der Aufbruchtage des Frühsommers
1933 hatte Martin Heidegger der Studentenschaft Wehrdienst, Arbeitsdienst und
Wissensdienst anbefohlen. Zum Beispiel Wehrdienst als „durch Zucht gestraffte
Bereitschaft zum Einsatz bis ins letzte." Diese Freiburger Studentenschaft, zumindest
in ihrem Kern, organisiert in der Studenten-SA und schon in den Sommerferien
in einem rasch errichteten Wehrsportlager bei Löffingen zu praktischem Dienst
versammelt, reihte sich ein in den Pöbel vor Ort, so daß der Rechtsgelehrte
Großmann-Doerth, ein durchaus national gesinnter Hochschullehrer, von den unglaublichen
Vorgängen des August 1933 in Löffingen unterrichtet, am 2. September
1933 an den Rektor schrieb, ob solches Verhalten sich wohl mit der nationalen
Ehre, die Hitler wolle, vereinbaren lasse.29 Heidegger, deutlich indigniert über das
ihm zugemutete Schreiben, gab dem angesehenen Mitglied der rechts- und staatswissenschaftlichen
Fakultät zur Antwort30: „Von Ihren Mitteilungen über Löf fingen
habe ich Kenntnis genommen. Über das zweifelhafte Verhalten des Löffinger
Bürgers, der offenbar Anlaß zu dem Auflauf gegeben hat, scheint Ihnen nichts Nä-

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