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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 116
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kein Platz mehr an der Universität. Und am 8. August klagte Eucken bei einem Besuch
bei Prälat Sauer, daß in seiner Fakultät die Entrüstung gegen Wolf fast allgemein
sei, da er sich in einem solchen Fanatismus und Verkennung aller Rechtslagen
hineingearbeitet habe, gleichzeitig aber in eine solche abgöttische Anbetung von
Heidegger, daß er für normale Empfindungen nichts mehr übrig habe. Bei den späteren
Auseinandersetzungen innerhalb der juristischen Fakultät ging es um die Reform
des juristischen Studienplanes — unter anderem um den Einbau der Wehrsportübungen
in den Vorlesungsplan ab Sommersemester 1934. Der Dekan Erik
Wolf war in schwere Konflikte mit Fakultätsmitgliedern geraten, so daß er am
7. Dezember 1933 dem Rektor seinen Rücktritt anbot33. Er tue diesen Schritt in
dem überaus schmerzlichen Bewußtsein, ,,damit Euer Magnifizenz bei der Durchführung
des von Euer Magnifizenz an dieser Hochschule Erstrebten und Gewollten
augenblickliche Erschwernis zu bereiten. Ich bin aber gewiß, daß Euer Magnifizenz
sich angesichts der Gründe, die sich aus dem beigefügten Durchschlag eines Schreibens
. . . deutlich ergeben, meiner Bitte entsprechen wird. . . . Ich muß es dem Urteil
Eurer Magnifizenz, das tiefere Gründe kennt, als das anderer Menschen, vertrauensvoll
überlassen, zu entscheiden, ob das Scheitern meiner Bemühungen um
eine sachlich erfolgreiche Amtsführung auch der Unzulänglichkeit meiner Kräfte,
der Dürftigkeit meiner menschlichen Person, dem Ungeschick meiner Haltung oder
darauf beruht, daß die mir übertragenen Aufgaben auf Widerstände stießen, die
dem Wesen der beteiligten Personen und Sachen nach nicht überwunden werden
konnten/' Der Rektor nahm diesen Vorgang zum Anlaß, um in einem Grundsatzschreiben
an den Dekan Wolf, das er den anderen Dekanen zur Kenntnis brachte,
die Linie der Universitätsreform festzulegen. Ein Rücktritt von Wolf kam für ihn
nicht in Frage, weil es im Sinne der neuen Verfassung und der gegenwärtigen
Kampflage liege, daß der Dekan in erster Linie das Vertrauen des Rektors besitze
und nicht so sehr das der Fakultät. „Weil Sie aber mein Vertrauen haben, kann ich
Sie von dem überaus wichtigen Amt nicht entbinden." Nicht erledigt sei, so
schreibt Heidegger wenig später, am 20. Dezember, die grundsätzliche Frage, „inwieweit
die Fakultät künftig den Willen zu einer positiven Mitarbeit durch Taten
bekundet*', eine bloß formale Studienreform — etwa durch Einschränkung der
Stundenzahl — sei eine erste und ganz vorläufige Maßnahme. „Der bestimmende
Grund und das eigentliche nur schrittweise zu erreichende Ziel ist seit dem ersten
Tage meiner Amtsübernahme der grundsätzliche Wandel der wissenschaftlichen Erziehung
aus den Kräften und Forderungen des nationalsozialistischen Staates. Eine
bloß fallweise Angleichung etwa der Auswahl und Verteilung des Vorlesungsstoffes
an ,heutige Verhältnisse' genügt nicht nur nicht, sondern täuscht die Studentenschaft
und Dozentenschaft über die eigentlichen Aufgaben hinweg. Die durch Wegfall
von Stunden für die Dozenten freiwerdende Zeit muß unbedingt der Besinnung
auf den inneren Umbau der Vorlesungen und Übungen dienstbar gemacht
werden/4 Sei der Wille zu solcher Verwirklichung des Künftigen da, entfalle von
vorneherein jeder Anlaß zu Reibungen und Mißverständnissen. „Kämpfe und Gegensätze
, die aus einem wirklich gemeinschaftlichen Wollen des Wandels der Universität
entspringen, sind mir wesentlicher als jede möglichst allseitige Befriedigung
der Kollegen, bei der nichts geschieht und lediglich das Bisherige gedeckt wird. Ich

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