Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 131
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0133
Beamtentum im nationalsozialistischen Staat
Der „Fall" Leo Wohleb (1934)

Von

Hans-Georg Merz

I

Leo Wohleb, der im Jahre 1888 in Freiburg i.Br. geborene letzte Staatspräsident
des Landes Baden, gehörte zu jenen Persönlichkeiten, die nach 1945 nicht an eine
vorherige politische Karriere anknüpfen konnten. Lediglich die wichtigsten Daten
seiner beruflichen Laufbahn, nicht aber die politische Vergangenheit dieses „ho-
mo novus" waren einer weiteren Öffentlichkeit bekannt. In der hitzigen Atmosphäre
des Kampfes um die Bildung eines „Südweststaates" erleichterte dieser
Umstand unzweifelhaft die Agitation und Propaganda der Gegner des prominentesten
Vertreters einer „badischen Lösung", d.h. der Wiederherstellung des alten
Landes in seinen zu Beginn des 19. Jahrhunderts festgelegten Grenzen. Anders ist
es nicht zu verstehen, daß allerhand Anspielungen mehr gehässiger als polemischer
Art, vage Hinweise und unbewiesene Behauptungen, veröffentlicht in einer Broschüre
aus dem Jahre 1951, offensichtlich einer publikumswirksamen Stimmungsmache
gegen den damaligen badischen Regierungschef förderlich schienen. Der
anonyme Autor — tatsächlich der Stellvertreter des Innenministers von Württem-
berg-Hohenzollern und spätere einflußreiche Tübinger Politikwissenschaftler Professor
Theodor Eschenburg — schreckte nicht davor zurück, dem Freiburger
Staatspräsidenten eine Neigung zum „devoten Auftreten" (hauptsächlich gegenüber
den französischen Besatzungsbehörden) zu bescheinigen, was diesen allerdings
offenbar nicht daran hinderte, Methoden der politischen Auseinandersetzung
zu gebrauchen, „die eigentlich eine Imitation der Hitlers oder Stalins darstellen
"1. Aus Tübinger Sicht bezweckten die Freiburger politischen Aktivitäten seit
1947 nichts weniger als die „Ausdehnung der pseudodemokratischen Halbdiktatur
von Südbaden auf Nordbaden, das dann erlöst wäre", in Wirklichkeit aber den
Verlust der „Freiheit und Unabhängigkeit der württembergisch-badischen Zeit" zu
beklagen haben würde2. Keineswegs sollten damit, wie ausdrücklich betont wird,
Wohleb und seine Anhänger etwa der Sympathie für Nationalsozialisten und
Kommunisten bezichtigt werden; allein, so wird dem Leser durch die prosüdwest-
staatliche „Argumentation" suggeriert, ein Übermaß an persönlichem Ehrgeiz und
politischer Bedenkenlosigkeit, beide besonders durchschlagend vor einem klein-

131


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0133