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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 141
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ger, tüchtiger und angesehener Beamter bekannt war. Er würde sich selbstverständlich den Anordnun
gen der Regierung fügen und würde mit seiner ganzen Autorität dafür einstehen, daß durch diese Ver
Setzung keine Unstimmigkeiten in die dortige Bevölkerung gebracht werden. Professor C. wandte sich
ebenfalls gegen Oberregierungsrat Wohleb; er kennt ihn zwar nicht persönlich, urteilte also lediglich
nach Hörensagen und konnte auch weiter kein anderes Argument gegen Oberregierungsrat Wohleb
vorbringen, als daß er Zentrumshöriger gewesen sei. Nur mit Mühe konnte ich die beiden Herren da
von überzeugen, daß ein solcher Vorwurf einem anerkannt tüchtigen Beamten gegenüber noch lange
kein Grund ist, gegen ihn vorzugehen und ihn zu maßregeln. Beide Herren waren schließlich mit der
Versetzung einverstanden. gez. H. Kraft 20. II.

Dokument 3

Donaueschingen, 26. Februar 1934

Sehr geehrter Herr Pg. Kraft!

Ich möchte noch einmal auf unsere Unterredung vom 20. 2. 34 zurückkommen. Wir waren wegen Di
rektor Schlageter47 vorgegangen, weil er uns durch seinen Charakter, durch seine Unfähigkeit, den Na
tionalsozialismus zu begreifen, und durch seine Unbeliebtheit in weiten Kreisen der Bevölkerung als Di
rektor ungeeignet erschien.

Bekanntlich war die Baar, und besonders Donaueschingen, eine der schwierigsten Gegenden für den
Nationalsozialismus. Die Baar war zum größten Teil rabenschwarz, beherrscht von einer politisch fana
tischen Geistlichkeit, unter Führung des Dekans Meister in Bräunlingen48. Dieser Einfluß ist heute
noch außerordentlich groß.

In Donaueschingen hatten wir nicht nur einen erbitterten Kampf gegen das Zentrum, unter Führung
des FF. Oberkammerrats Kreuzer49, des Pfarrers Feurstein50 und des Donauboten, sondern auch gegen
ein liberalistisch dünkelhaftes Bürgertum aus staatlichem und fürstlichem Beamtentum zu führen. Es
war hier eine starke demokratische Gruppe, mit dem Donaueschinger Tagblatt als Sprachrohr, und ei
ne deutschnationale und Stahlhelmgruppe stark reaktionärer Richtung. Dazu der starke Einfluß des
Fürstenhofes. Die Organisationen sind zerschlagen, aber der Geist und die Personen leben weiter, wenn
auch weitgehend getarnt. Als bester Beweis kann das Ergebnis der Volksabstimmung gelten. In Donau
eschingen, wo fast keine Kommunisten waren, wurden am 12. Nov. 33 noch 234 Nein Stimmen abgege
ben, mit den ungültigen über 500 bei 5 000 Einwohnern51. Es ist klar, daß diese Stimmen fast alle aus
oben geschilderten, insbesondere aus Zentrumskreisen, kommen. Donaueschingen ist also ein beson
ders schwieriges politisches Pflaster, und es bedarf hier einer energischen und unbedingt gradlinigen
Führung.

Donaueschingen war in bezug auf die zahlreichen staatlichen Ämter eine besondere Zentrumsdomä
ne. Fast sämtliche Ämter waren und sind heute noch von Zentrumsleuten besetzt. Wir haben uns nur
soweit für die Reinigung eingesetzt, als es durch die Persönlichkeit des Betreffenden besonders notwen
dig erschien, und haben uns also größte Mäßigung auferlegt. Zu den wenigen Stellen, deren Neubeset
zung wir gefordert haben, gehörte die Stellung des Gymnasiumsdirektors. Wenn wir diese Neubeset
zung gewünscht haben, dann unter der selbstverständlichen Erwartung, daß wir vom Ministerium einen
Nationalsozialisten als Nachfolger erhalten würden.

Was für die hiesigen Ämter gilt, gilt insbesondere auch für das Gymnasium. Seit Jahren war auch
das Gymnasium eine Zentrumsdomäne. Nicht nur der Direktorposten, sondern auch ein Großteil der
Professorenstellen waren und sind mit Zentrumsleuten besetzt. Pg. C. war, als er hierher kam, und ist
heute noch der einzige Nationalsozialist, außer ihm waren nur noch zwei Herren im Lehrerkollegium,
die dem Nationalsozialismus entschieden zuneigten.

Wenn Sie erklären, Herr Wohleb sei kein Zentrumsmann gewesen, so mag das äußerlich stimmen. Es
ist das eine Tarnung der Anhänger, wie sie bekanntlich vom Zentrum häufig geübt wurde. Man kannte
seine Leute als „gute Katholiken'' sowieso, die Mitgliedschaft zum Zentrum war keine Notwendigkeit.
Das Entscheidende ist doch wohl nicht die äußere Mitgliedschaft, sondern die Haltung. Herr Wohleb
galt sowohl in Freiburg, woher er kam, als auch hier als Zentrumsmann. Seine Verbindungen hier und
sein Betragen entsprachen auch durchaus dieser Anschauung. Gegen nationalgesinnte Lehrer ging er
mit Verwarnungen und Drohungen vor, was bewiesen werden kann.

Ein unwiderleglicher Beweis für die politische Stellung Wohlebs auf Seiten der Schwarzen ist seine
Karriere. Als er Direktor in Donaueschingen wurde, war gerade die stärkste Zentrumsherrschaft in

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