Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 153
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0155
Bericht des Vorstands der Gefängnisse in Freiburg
an den Generalstaatsanwalt in Karlsruhe vom 26. November 1938

(GLA 309/1211)

Am 1o. 11. wurde ich früh nach 5 Uhr Don der Gestapo angerufen
, wieviele Juden ich sofort aufnehmen könne. Es wurden zunächst
etwa 25 - Jo Festgenommene in Aussicht gestellt, deren Aufnahme ich
zusagte. Jm Laufe des Tages wurden aber nicht weniger als 137 Juden
eingeliefert, die am gleichen Abend mittels Sonderzugs nach Dachau
abgeliefert wurden. Die Verwahrung erfolgte teils in Zellen, teils
in Sälen. Die Aufsicht und Behandlung der Festgenommenen behielt ich
in der Hand, sodass Keinerlei Ausschreitungen gegen sie zu verzeichnen
waren. Jch hatte vor der Anlieferung das Personal durch Oberverwalter
Burkard besonders auf die Pflicht hingewiesen, bei dieser.Gelegenheit

-

sich der alten Tradition würdig zu zeigen und alles Schikanieren,
Beschimpfen oder gar Mißhandeln der Gefangenen peinlich zu unterlassen.
Und dies wurde Don meinen Beamten gewissenhaft befolgt. Uro Ansätze
aussenstehender Begleitmannschaften zu Exzessen sich zeigten, wurde ihnen

vom Personal sofort entgegengetreten. Die Gefangenen wurden
.auch sonst Dorschriftsmässig beköstigt und erhielten
auf den Transport das vorgeschriebene Reisebrot. Auch
das Einladen der Schüblinge in die bereitgehaltenen gedeckten
Autos der Polizei und der Anstalt, sowie der Transport
nach dem Bahnhof vollzog sich ohne Störung. Und wenn
mir je der Vorwurf gemacht werden sollte, dass ich mich
durch diese vorschriftsmässige Behandlung den Juden gegenüber
zu freundlich gezeigt habe, so prallt dieser Vorwurf
an meinem Gefühl für Pflicht und Verantwortung ab, das ich
mir seit Leistung meines Beamteneides im Jahre 1899 durch
die Fährlichkeiten aller Zeitläufte hindurch stets unversehrt
und wach zu halten bemüht war. Jm allgemeinen hielten
sich auch die Ausbrüche der Volksempörung über den Pariser
Diplomatenmord in Freiburg in verhältnismässig erträglichen

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