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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 173
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gung auf die Hinterlassenschaft des Toten einige Jahrzehnte später extra erwähnt
wird, wenn der Sterbeort das Hospital gewesen war. Das Hospital scheint nur dann
eingesprungen zu sein, wenn kein Angehöriger oder sonst jemand zur Pflege des
Sterbenden vorhanden war: So z.B. 1860 bei dem 32jährigen ledigen Postboten
Eduard Baierle; seine Geschwister lebten allen an verschiedenen Orten, die Mutter
war tot;11 oder bei dem 65jährigen Schneider Wilhelm Bauer, gestorben 1861,
ebenfalls ledig, und ob er Verwandte hatte, war nicht bekannt.12

II

Wenn irgend möglich, war die Familie am Sterbebett versammelt und nahm Abschied
vom Sterbenden, der von seinem bevorstehenden Tod wußte und entsprechend
„wohlvorbereitet" war, d. h. im katholischen Freiburg, mit den Sterbesakramenten
versehen.

Wie das im konkreten Fall aussehen konnte, schildert der letzte Abt von St. Peter
, Ignaz Speckle, in seinem Tagebuch; es geht hier um den Tod des Chirurgen
Thaddäus Wiest, der 1815 im Alter von 80 Jahren starb:

„In seiner letzten Krankheit war er ein Meister christlicher Gesinnung und Ergebenheit
, voll Hoffnung und Trost, ließ sich frühzeitig mit den hl. Sakramenten versehen
und sah dem Tod christlich und gelassen entgegen 13

Otto Biehler berichtet in seinen Erinnerungen vom Tod seines Vaters 1876. Die
Biehlers waren alteingesessene Freiburger, sämtlichst Metzger und früher führend
in der Zunft gewesen. Beim Sterben des Vaters war die ganze Familie anwesend:

„Die ganze Familie war während der ganzen Nacht immer um das Krankenlager
herum. Erst gegen 6 Uhr früh am Dienstag, den IL April 1876 ... trat die so sehr
ersehnte Ruhe ein. Seine Füße begannen zu erkalten und gegen 3/4 8 Uhr hatte der
so geduldige Schwerkranke ausgelitten".14

Auch die Armenhäusler der Stadt, die seit 1897 in der Kartause wohnten, ließen,
wie Hansjakob uns mitteilt (der ja oft dort wohnte), in der Sterbestunde die Familie
, soweit vorhanden, holen:

„ Unsere sterbenden Karthäuser lassen, wenn sie merken, daß der Tod kommt, ihre
Kinder und Enkel in der Stadt benachrichtigen, und diese eilen dann allermeist alsbald
herauf um ihren armen Eltern oder Großeltern das letzte Lebewohl zu sagen.
Die Schwester Lothar, welche bei allen weiblichen Kranken betet, bis sie verschieden
sind, erzählte mir heute einen rührenden Zug von einer alten Frau, die kaum
noch reden konnte, aber ihren am Totenbett weinenden Kindern und Enkeln noch
die Worte zurief: ,Kinder, habet Gott vor Augen'!"15

Hier, in dieser Lebensatmosphäre der „underdogs" von Freiburg und dem ländlichen
Umkreis, über die man sonst in den Quellen so wenig erfährt, zeigt sich noch
einmal das Selbstverständliche beim Sterben des 19. Jahrhunderts: Auch im
Armenhaus wird man im Sterben nicht allein gelassen; die für die Pflege zuständige
Schwester betet am Bett, eventuell sind noch die Alten dabei, mit denen der Sterbende
im Schlafsaal zusammen war. Der einsame — oder gar isolierte — Sterbende
wird wohl im ganzen Jahrhundert die Ausnahme gewesen sein. ■

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