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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 190
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0192
Im Januar 1913 wurde die Pflege der Sammlung von Rosa Hagen übernommen.
Zwei Jahre vorher hatte sie sich bereits um die Ordnung der Münzensammlung gekümmert
. Vor ihr waren Gewerbelehrer Karl Duffner, Justizrat Welker und Rektor
Lunger mit der Sammlung beschäftigt.9

Rosa Hagen (1869 —1939), Tochter eines Fabrikarbeiters in Emmendingen, kam
nach Absolvierung der Volksschule als Dienstmädchen zu einer wohlhabenden
Genfer Familie. Hier nutzte sie die Möglichkeit, sich bei Betreuung von Schulaufgaben
der Kinder und im Umgang und Austausch mit höher gestellten Personen
weiterzubilden. Später arbeitete sie in einem Sanatorium in Baden-Baden, bevor sie
dann wieder nach Emmendingen kam.10 Sie registrierte den Wandel, den Emmendingen
erfahren hatte und erfuhr. In rückwärtsgewandter Sicht trauerte sie wehmütig
der alten Zeit nach: „Durch den wachsenden, in gewissen Kreisen an Reichtum
grenzenden Wohlstand ist aber der eigenartige Reiz, den das gemütliche, alte kleine
Landstädtchen hatte, geschwunden. Notgedrungen fiel manches der Zerstörung an-
heim, ganze Straßen wurden umgebaut, die Lebensweise und Sitten der Bewohner
veränderten sich ebenfalls. .. . "n

In der Frühindustrialisierung entstanden in bzw. bei Emmendingen zwei Betriebe,
die ihre Bedeutung im 19. Jahrhundert ausbauten: die 1802 gegründete Papierfabrik
(später Sonntag) und die 1837 gegründete erste mechanische Hanfspinnerei Süddeutschlands
(später Ramiespinnerei). Beide beschäftigten 1890 jeweils über 100
Arbeiter, die Bindfadenfabrik (gegr. 1862) fast 50 Arbeiter.12 Seit den 60er Jahren
kamen weitere Betriebe, wie ein Kesselwerk und zwei Lederfabriken, tabakverarbeitende
Betriebe u. a. hinzu. In der Gründerzeit wuchs die Bevölkerungszahl stark
an (1871: 2 473 Einwohner, 1910: 8 326 Einwohner). So veränderte sich auch das
äußere Bild: Wie die Stadt selbst in einem Gürtel von Neubauten die engen Fesseln
der früheren Hochbergischen Wasserfeste zu sprengen und durch Verschönerung
der Altstadt die Umgestaltung der ehemaligen Land- in eine moderne Industriestadt
bestrebt ist.13 Mit dieser Entwicklung ging ein starker Bedeutungsverlust des Handwerks
als wirtschaftlicher Faktor einher, ebenso war die Landwirtschaft um 1900
nur noch Nebenbeschäftigung.14 Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts waren in der
Ramiefabrik mehrere hundert italienische Arbeiterinnen beschäftigt.15

Diesem Wandel stellte sich Rosa Hagen mit ihrem Sammelprinzip entgegen,
durch gründliche Kenntnisse der Lokalgeschichte und Heimatliebe ... restlos zu
hamstern das, was an die Alten oder an das Alte erinnert und der Vernichtung anheimzufallen
droht, sodaß nach und nach in den fünf Räumen ein vielseitige(s)
bunte(s) Allerlei entstand. Durch persönlichen Kontakt zu dem in Emmendingen
geborenen Graphiker, Maler und Bildhauer Fritz Boehle und durch seine Verbindungen
zu Emmendingen reifte der Entschluß heran, ein Boehlestübchen einzurichten
.16

Fritz Boehle (1873 —1916), am Städelschen Kunstinstitut und in München ausgebildet
, verbrachte sein Leben hauptsächlich in Frankfurt am Main. Zu Emmendingen
hatte er verwandtschaftliche Beziehungen, er besuchte die Stadt häufig, zeichnete
dort und in der Umgebung. In seinem Werk, insbesondere in seinen bekannteren
Radierungen, herrscht thematisch die ländliche Welt vor, Bauern, Fuhrmänner
und Schiffer, Pferde und mittelalterliche Ritterdarstellungen, die er „altdeutsch"

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