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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 191
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nachempfindet. Eine eigentümliche Starrheit macht sich oft geltend, ein Hang zur
Monumentalisierung, Idealisierung, zum Sinnbildhaften. Zeitgenössische Äußerungen
sprechen von Einfacheit, davon, daß das echt Volkstümliche [durch] bricht,
Boehle das Hohe Lied dessen, der den Bruch mit der Natur durch die Kultur noch
nicht erlitten hat, [singt].17 Dies fügte sich passend in eine (angeblich) „unkomplizierte
" und natürliche vorindustrielle Lebenswelt, dessen Sachzeugen zu bewahren,
Leitbild des Museums war.

1920 wurde die Städtische Sammlung nach dem Umzug in das Markgrafenschloß
mit zwei Ausstellungsräumen neu eröffnet.18 Für das darauffolgende Jahr ist eine
(einzige?) schriftliche Weisung des Gemeinderates bezüglich der Sammlungsaufstellung
erhalten geblieben: Die vielen Auszeichnungen des aus dem Kriege nicht mehr
zurückgekehrten A. Sillmann, welche in der Stadt. Sammlung aufbewahrt sind, eignen
sich nicht in die Sammlung. Sie sie sind von da zu entfernen und in einem
Schmuckkästchen zu verwahren.™ Die Sammelpraxis jener Jahre scheint zwar rührig
, aber völlig unsystematisch gewesen zu sein; so ersteigerte Rosa Hagen in Karlsruhe
Kunstgegenstände und nahm gleichzeitig für die Sammlung vom Zigarrenständer
bis zum Briefbeschwerer alles an.20 Sie war besonders an Emmendingen als
„Goethestadt" interessiert. In einer Veröffentlichung versuchte sie nachzuweisen,
daß diese Stadt Schauplatz von „Hermann und Dorothea" sei.21 Krankheitshalber
konnte sie in der letzten Zeit vor ihrem Tode, 1939, die Sammlung nicht mehr betreuen
. Vom Bürgermeister wurden daher Zeichenlehrer Kölsch und Hauptlehrer
Reinhold Weber zur Betreuung des Heimatmuseums Emmendingen „ehrenamtlich
bestellt".22 Der Terminus „Heimatmuseum" setzt sich in dieser Zeit offiziell durch.

Prof. Dr. Hans Rott, Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, war
für das Land Baden zum Museumspfleger ernannt worden. Im Auftrag der Regierung
sollte er alle badischen Heimatmuseen überprüfen und weitere Anordnungen
treffen.23 Unter seiner Leitung wurde 1939 das Emmendinger Museum mit einigem
finanziellen Aufwand neu gestaltet. Danach ergab sich folgendes Bild: im Vorraum
Zeugnisse der Ruine Hochburg, der ehemaligen Zünfte und der Handwerkerkunst.
Im ersten Zimmer Keramik, Küchengeräte, Gegenstände aus ur- und frühgeschichtlicher
Zeit und Trachten. Im nächsten Zimmer Möbel und Erinnerungen an Cornelia
Schlosser. Ein Raum für Fritz Boehle, ein weiterer für die Waffensammlung. Im
letzten Zimmer Gewerbe, insbesondere Weberei.24

Im Zweiten Weltkrieg sollten die Heimatmuseen in Baden durch einen geheimen
Erlaß im Dienste der NS-Ideologie („Verteidigung" der Werte der „deutschen Heimat
") stehen. Nach Möglichkeit war vorgesehen, die „Sammlungen im Interesse
nationaler Stärkung und Belehrung des Publikums, besonders der Wehrmacht",
offen zu halten. Unter Hinweis auf die sichere Verbringung der wertvollen Gegenstände
der Emmendinger Sammlung ließ der badische Museumspfleger beim Bürgermeisteramt
anfragen und wollte bestätigt wissen, ... ob namentlich an
Sonntagen, die übrigen Sammlungsräume für das Publikum, namentlich für
unsere Wehrmacht hier am Westwall — im weitesten Sinn — offen gehalten werden
, namentlich auf besonderen Wunsch von Militärseite, worauf der Reichsminister
besonders abhebt.15

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