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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 193
(PDF, 32 MB)
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hinzu33, später dann durch „Alt-Emmendinger Erinnerungen", ein Modell des
Klosters Tennenbach sowie eine kleine Steinsammlung bereichert.

Von der allzu einseitigen Gewichtung von Emmendingen als Goethestadt (bei
H. Bührer) rückte Ernst Hetzel ab. Immer wieder wurden Sonderausstellungen veranstaltet
, wobei die Dokumentation über „Die israelitischen Einwohner am 1. Januar
1939 und ihr Schicksal" als Beitrag, Auswirkungen der „großen Politik" auf
lokaler Ebene darzustellen, hervorzuheben ist. Die Zielsetzung des Museums werde
schon durch den Namen deutlich, wobei die Betonung auf dem Wort Heimat liegt.
... Zusammengetragen wird lediglich, was mit der Geschichte der Stadt in irgendeinem
Zusammenhang steht. Ihre Entwicklung zu dokumentieren, sie dem Bürger
in verstädlicher Weise nahezubringen, manchmal auch mit bescheidenen Mitteln
und unscheinbaren Objekten, erachtet das Heimatmuseum als seine wichtigste Aufgabe
.3* Die Anschaffungen betreffen Illustrationen zur Stadt, Boehle-Bilder, Bücher
, „Hermann-und-Dorothea"-Ausgaben und Emmendinger Münzen, dreidimensionale
Gegenstände werden äußerst selten erworben, Schenkungen sind auf
ein Minimum zurückgegangen. Ein Bildarchiv befindet sich im Aufbau. Die Ausstellungskonzeption
endet aus Platzgründen im 19. Jahrhundert. Viele Fremde besuchen
das Museum, Jugendliche sind stark interessiert. Ziel ist es, die Dinge der
Vergessenheit zu entreißen und Geschichtsbewußtsein zu wecken. Seit einiger Zeit
sind die Öffnungszeiten etwas ausgedehnt worden, ferner wird ein Informationsblatt
ausgegeben.35

Daß das Emmendinger Museum in seinen Anfängen nicht zu den typischen Heimatmuseen36
gehört, ist nach diesen wenigen Zeilen ersichtlich geworden. In der
Gründungszeit liegt der Schwerpunkt auf Sachzeugen von städtischer Kultur und
Leistungen (z.B. Handwerk), zu dem Mittelalter- (z.B. Hochburg), aber auch bereits
vaterländische Begeisterung (Waffensammlung) hinzukommen. In diese bürgerliche
Repräsentationswelt passen auch die spätmittelalterlichen Kupferstiche. In
der Annahme von Schenkungen zeigt sich allerdings schon eine gewisse Beliebigkeit.

Bei Rosa Hagen gewinnt die emotionale Verklärung der Vergangenheit das Übergewicht
. Bei ihr mag die Museumstätigkeit ein kompensatorisches Element zu ihrer
Heimat gewesen sein, wobei sie sich dann auf die vorindustrielle Zeit beschränkt
und konsequent diese als Bild der alten gemütlichen Kleinstadt versteht. Durch das
Nichtvorhandensein eines durchdachten und reflektierten Konzeptes entsteht beim
damaligen Besucher der Eindruck eines Sammelsuriums. Rosa Hagens (zu) gewichtiger
Schwerpunkt Goethe und Emmendingen (eine größere ungedruckt gebliebene
Arbeit schließt sie 1937 ab) zeigt ihr Bemühen, dieser Stadt einen Teil höherer Weihen
zukommen zu lassen.

Das Dritte Reich bringt eine Umgestaltung des Museums {Ich freue mich mit
ihnen, daß Emmendingen unter den „fertigen", vorbildlichen Heimatmuseen in
Zukunft steht.).11 Mit ihr findet ein wiederbelebtes Ständedenken38 Eingang: Adel
(Hochburg), Bürgertum (Handwerker) und Unterschicht (Weber, ein Webstuhl
wird aus dem Harmersbachtal erworben). Es ist nicht verwunderlich, wenn insbesondere
in der Kriegszeit das Heimatmuseum die Volksgemeinschaft in ihrer
Abwehrbereitschaft gegen den bedrohenden Materialismus39 und gegen das Un-
Deutsche stärken soll.

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