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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0059
Die Freiburger Ratsänderung 1388 —1392

Von

Willy Schulze

Darnach umb den zwölften tag ze wihnachten, da die rete geendert wurdent. Durch
diese knappe Bemerkung im Ratsbesatzungsbuch erhalten wir Kenntnis von einer
tiefgreifenden Änderung der Ratsbesetzung am 6. Januar 1388. Zwar berichtet
keine Quelle über den Verlauf, doch die Neuordnung hat ihren Niederschlag im
Ratsbesatzungsbuch und einigen Urkunden gefunden.la Wahrscheinlich zwangen
die in Zünften organisierten Bürger und Einwohner mit mehr oder weniger starkem
Druck den Rat, auf ihre Forderungen einzugehen. Sie setzten den alten Rat ab und
organisierten einen neuen, in den sie 20 Vertreter aus den Zünften und ihre 18
Zunftmeister entsandten. Die Edlen und Kaufleute waren nur noch durch
12 Ratsmitglieder vertreten, obwohl sie weiterhin die Ämter des Bürgermeisters und
des Schultheißen besetzen durften. Neu an die Spitze des Rats trat neben Bürgermeister
und Schultheiß nunmehr ein aus den Zünften ernannter Ammeister.

Die Vorgänge in Freiburg sind aber nur ein Teil jener Unruhen, die in den spätmittelalterlichen
Städten ausbrachen. E. Maschke hat in einer keineswegs vollständigen
Auflistung gezeigt, daß es im Zeitraum von 1301 bis 1550 allein in den deutschen
Städten 210 solcher Unruhen gegeben hat.Ib

Die Frage nach Ursachen und Verlaufsmechanismen dieser Unruhen kann durchwegs
nur am konkreten Einzelfall untersucht werden, denn die verwirrende Vielfalt
der Erscheinungen verhinderte bisher noch jeden Versuch einer sinnvollen Systematisierung
. Auch unsere Untersuchung der Freiburger Vorgänge 1388 bis 1392
dient weniger einem lokalgeschichtlichen Selbstzweck, sondern muß im Rahmen
der gesamten Unruhen im 14. Jahrhundert gesehen werden.

Unruhen sind immer der konkrete Ausdruck von Spannungen, die sich gewaltsam
entladen und somit eine Veränderung in ihrer intensivsten und gewaltsamsten
Form darstellen. Doch Unruhen sind nur die offenliegenden Knotenpunkte tieferliegender
Entwicklungen und Strukturen. Sie erscheinen in enger wechselseitiger
Verflechtung und beeinflussen und bedingen sich in wechselnder Intensität. Diese
knappen Vorüberlegungen sollen auch den Gang der Untersuchung bestimmen.
Ziel soll es sein, die wichtigsten Strukturen festzustellen, ihren Zusammenhang zu
erkennen und ihre Bedeutung zu beurteilen.2

Innerstädtische Strukturen

Die radikale Abschaffung der Ratskollegien der Alten Vierundzwanziger und der
Neuen Vierundzwanziger war der Höhepunkt einer langen Entwicklung. Die alten

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