Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 305
(PDF, 41 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0307
Besprechungen eingegangener Bücher

Gert Zang: Die unaufhaltsame Annäherung an das Einzelne, Reflexionen über den theoretischen
und praktischen Nutzen der Regional- und Alltagsgeschichte, Konstanz 1985, 140 S.

Regionalgeschichte — Mode oder Notwendigkeit? Ortschroniken, Biographien „kleiner"
Leute und Bildbände über Alltagsgeschichte überschwemmen seit einigen Jahren den Markt,
weil nicht nur die Geschichtsbetrachtung „von unten" den unmittelbaren Lebensraum -
früher „Heimat" — wiederentdeckt hat. Auf die Beurteilung der „großen Geschichte" ist
das bisher ohne größere Wirkung geblieben.

Gert Zang, Mitglied des Konstanzer Arbeitskreises für Regionalgeschichte, hat in dem vorliegenden
Buch eine kleine Theorie der Regionalgeschichte versucht. Es mag überraschend
sein, im Schau-ins-Land, in dem schon seit jeher die Beschäftigung mit dem Einzelnen praktiziert
wird, auf theoretische Werke hinzuweisen.

Gerade hier setzt Zang ein: Gibt es einen Sinn und Zweck der Beschreibung von örtlichen
Ereignissen und Familiengeschichten, der über die Illustrationen der allgemeinen Geschichte
hinausgeht? Und wenn es den gibt — so läßt sich weiter fragen —, muß sich dann Heimatgeschichtsschreibung
verändern?

Der Autor beschreibt eindringlich, wie sowohl die national ausgerichtete als auch die kritische
, sozial wissenschaftlich orientierte Geschichtswissenschaft, dem Regionalen nur die Aufgabe
der Veranschaulichung bestimmter Thesen überließ. An der Fabrik im Dorf sollte man,
losgelöst von ihrer Umgebung, die Probleme der Industrialisierung zu erkennen. Der Einzelne
war durchschnittliche Person, er besaß keine eigene Geschichte, die der Rede Wert gewesen
wäre.

Eine neue Geschichtsschreibung in den 80er Jahren hat sich der Individuen angenommen,
nicht zur Ergänzung der allgemeinen Geschichte, sondern als zentralen Ausgangspunkt für
Geschichtsforschung. Gefährlich wirkt sich dabei allerdings aus, daß diese Schau auf das
Kleine eigene Erkenntnisse hervorbringt, ohne eine Verbindung mit allgemeinen geschichtlichen
Abläufen zu versuchen.

Zang fordert, Regional- und Alltagsgeschichte mit Erkenntnissen der sozialwissenschaftlich
orientierten Geschichte zu verbinden; Zeitungsberichte und Erinnerungen bieten mit
ihrer verstehbaren Wirklichkeit ein mindestens ebenso wichtiges Bild von Strukturen wie tendenziöse
Akten (z. B. Gestapoakten im Gegensatz zu Berichten von Zeitzeugen über „Widerstand
"). Zugleich versucht Zang in seinem vielfach essayistischen Buch den Nachweis, daß
eigentlich nur die Erarbeitung der Geschichte gemeinsam mit Betroffenen das Geschichtsbewußtsein
— d.h. auch das Selbstbewußtsein — der Einzelnen fördert.

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