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Die Beziehungen des Humanisten Heinrich Loriti Glarean
(1488—1563) zu Freiburg i. Ü.
Die Vermittlung Freiburger Prediger, Lehrer und Musiker
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nach Freiburg i. U. als Glareans Beitrag zur Gegenreformation
Von
Franz Dieter Sauerborn
Am 24. April 1537 luden die 5 alten Orte der Schweiz (Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden
, Zug) gemäß dem Beschluß der Tagsatzung zu Baden Glarean ein, zu ihnen
als Lehrer zu kommen. Dieses Angebot wiederholten die 7 katholischen Orte, neben
den genannten also noch Freiburg und Solothurn, am 12. Juni 1537. Sie fügten hinzu,
er könne seinen Wohnsitz selbst bestimmen, und er möge angeben, welche Besoldung
er erwarte.1 Aus Glareans Antwort geht hervor, daß die Meinung, er wolle Freiburg
i. Br. verlassen, auf einem Mißverständnis beruhe, und daß er aus familiären Gründen
— nämlich der Krankheit seiner Frau — und angesichts seines großen Hausrates
der Einladung nicht folgen könne. Er werde sich die Sache aber noch überlegen.2
Glarean war zu Beginn des Jahres 1529 von Basel nach Freiburg umgezogen. Infolge
der Reformationswirren waren seine Schülerzahlen zurückgegangen und seine
wirtschaftliche Lage hatte sich erheblich verschlechtert.3 „Unsere Lampe (gemeint
ist Oekolampadius, der Basler Reformator) leuchtet jetzt so in Basel, daß Glarean
ausnehmend hungern muß, wenn er sich nicht eilig von dort fortmacht."4 So
schrieb am 5. Februar 1529 Glarean an Willibald Pirckheimer in Nürnberg. Wenige
Tage später zog er in Begleitung einiger Schüler nach Freiburg i. Br.; auch Erasmus
von Rotterdam wollte unter diesen Umständen nicht länger in Basel bleiben und folgte
Glarean am 14. April 1529. Der katholisch gebliebene Teil des Basler Domkapitels
fand ebenfalls hier Zuflucht. Glarean wurde am 26. Januar 1530 in Freiburg zum
ordentlichen Professor der Poetik ernannt.
Glareans Haltung zu Luther und zur Reformation war zunächst, wie bei den meisten
Humanisten, nicht ablehnend gewesen. Bereits in seiner Kölner Zeit hatte sich
Glarean anläßlich des Reuchlinstreits auf dessen Seite geschlagen und Stellung gegen
die Kölner Dominikaner bezogen. Dies hatte wohl auch die Kölner Universität veranlaßt
, nach Glareans Tod in ihren Akten mit spürbarem Triumph einen Vermerk anzubringen
, Glarean habe als Freiburger Professor bis zu seinem Tode treu zum katholischen
Glauben gehalten.5
Glareanus, wie er sich bereits seit 1508 als Baccalaureus nannte,6 äußerte in
einem Brief an seinen Freund Ulrich Zwingli aus dem Jahre 1521: „Luther ist groß.
Unsere Schwätzer haben sich würdig aufgeführt; daß doch auch unser Zeitalter der
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