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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 132
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0134
Im Jahre 1783 war es dann soweit, daß die Münsterpfarrei einen eigenen Musikdirektor
anstellte — Caspar Müller —, der zusammen mit den anderen „theils Vocal-,
theils Instrumental-Thonkünstlern" dafür sorgen sollte, daß die „eckelhaft und unordentlich
Musick, welche bisher in der hiesigen Münsterkirch aufgeführt worden"8,
verbessert wurde.

In der Jahresrechnung des Musikfonds von 1783 sind nicht nur die Namen, sondern
auch die Funktionen der einzelnen Musiker aufgelistet, so daß sich folgende Besetzung
des Chores und des Orchesters am Münster ergibt: Neben dem Musikdirektor
Müller und den vier Sängerknaben noch ein Altus, zwei Tenöre, ein Baß, drei Geiger,
ein Kontrabassist, zwei Bläser und zwei Organisten.9 Wenn man sich vor Augen
hält, daß diese Besetzung eine Verbesserung darstellte, dann kann man ungefähr ermessen
, wie „eckelhaft und unordentlich" die Kirchenmusik am Freiburger Münster
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts tatsächlich gewesen sein muß.

21 Jahre lang, bis zum Tode von Caspar Müller, besorgten die 12 Musiker und vier
Knaben mehr schlecht als recht die Kirchenmusik. Gelegentlich, beispielsweise an
besonderen Festtagen, brachte Müller, der von Hause aus eher Tanz- und Opernmusiker
war, mit Hilfe von „Dilettanten" und anderen aushelfenden Musikern ordentliche
Aufführungen zustande, im allgemeinen dürfte die Musik am Freiburger Münster jedoch
recht erbärmlich geklungen haben.

Nachfolger Müllers wurde Anton Weiland. Er beschrieb viele Jahre später die Zustände
, wie er sie bei seinem Antritt vorgefunden hatte — er macht allerdings Caspar
Müller keinen direkten Vorwurf und schildert wohl auch die Mißstände in etwas zu
grellen Farben —, aber schließlich versuchte er, eine Gehaltserhöhung zu bekommen,
und da schien es ihm vielleicht empfehlenswert, dick aufzutragen:

„Im Jahre 1804 wurde ich bey dem hiesigen Münster (...) als Chorregent angestellt
. Damals war die Musik auf dem Münsterchor auf einer so niedern Stufe, daß
weder eine ordentliche Diskant-, noch auch eine Alt-Stimme vorhanden war. Diese
Stimmen mußten durch Männerstimmen ersetzt werden. Das Unzureichende und Erbärmliche
eines solchen Ersatz-Mittels ist für jeden Musiker gewiß eine eben so auffallende
, als seltene Erscheinung. Um diesem Augenspringenden, das Gehör und Gefühl
jedes Kenners, beleidigenden Uibelstande abzuhelfen, mußte ich alle meine Zeit
und meine Kräfte anwenden, Knaben und Mädchen in der Singkunst zu unterrichten
." 10

Weiland gelang es tatsächlich in relativ kurzer Zeit, eine ausreichende Anzahl von
Knaben und Mädchen musikalisch so weit zu bilden, daß sie als Verstärkung und Verbesserung
der Kirchenmusik am Münster anzusehen waren. Sehr zu Hilfe kam ihm,
daß im Jahre 1806, nicht zuletzt auf seinen energischen Einsatz hin, eine Musikschule
gegründet wurde.11 Diese Musikschule war für die Freiburger Kinder kostenlos -
und sie litt, wie die Kirchenmusik auch, an Geldmangel. Der Unterricht beschränkte
sich deshalb auch weitgehend auf die theoretischen Grundlagen und den Gesang. Instrumente
wurden, sei es, weil der einzige Lehrer Anton Weiland keine Zeit, sei es,
weil er nicht die nötigen Fähigkeiten hatte, kaum unterrichtet.

Freilich konnte diese Musikschule nicht alle Wünsche befriedigen, und auch mit
der Person und den Leistungen Weilands waren nicht alle zufrieden. Das Stadtamt
Freiburg schrieb beispielsweise im September 1812 an die Kreisdirektion in einem

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