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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 141
(PDF, 38 MB)
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und ein Tantum ergo von Joseph Haydn, drei Messen von Mozart, eine Messe und
ein Requiem von Michael Haydn, eine Messe von Luigi Cherubini und ein Te Deum
von Georg Friedrich Händel, daneben aber auch einige Werke von heute weniger bekannten
Komponisten wie Maximilian Stadler, Johann Nepomuk Hummel, Joseph
Schnabel oder Carl Ludwig Drobisch.

Natürlich waren auch noch einige Werke vorhanden, die schon unter Chorregent
Weiland angeschafft worden waren — das letzte vorhandene Verzeichnis aus dem Jahr
1820 nennt neben mehreren Messen von Bühler, Dreyer, Jaumann, Haeser und anderen
heute unbekannten Komponisten auch drei Messen und das Requiem von Mozart
und sogar die Messe in C-Dur von Beethoven.37

Sicher darf man davon ausgehen, daß das meiste, wenn nicht alles, was an Werken
vorhanden war, zumindest gelegentlich auch aufgeführt wurde, doch genaue Angaben
darüber, was wann gesungen wurde, lassen sich kaum noch finden. Selbst bei so großen
und wichtigen Ereignissen wie Bischofsweihen oder -beerdigungen finden sich
in den Akten zwar genaueste Angaben darüber, wie die Zeremonie ablaufen soll, aber
meist nicht der geringste Hinweis darauf, was gesungen und musiziert wurde. Carl
Schweitzer, der 1938 eine kurze Biographie Lumpps schrieb,38 konnte sich dabei
noch auf ein Tagebuch stützen, in das Leopold Lumpp genau eingetragen hatte, welche
Werke aufgeführt wurden, in dem er auch vermerkte, wann welche Musiker und
Sänger neu aufgenommen wurden, was bei den Aufführungen nicht glückte — leider
scheint dieses Tagebuch bei der Bombardierung Freiburgs im Zweiten Weltkrieg verloren
gegangen zu sein.

Die Gründung der Domkapelle fällt in die Zeit, in der für die Kirchenmusik die
„alten Meister" wie Palestrina oder Lasso wiederentdeckt wurden, in der die A-cap-
pella-Musik wieder verstärkt in der katholischen Liturgie verwendet wurde und die,
wie Carl Schweitzer schreibt, „seichten und gehaltlosen Werke eines Bühler, Schiedermeier
, Führer, Seyfried"39 durch bessere Werke ersetzt wurden. Die Werke der
Wiener Klassiker wurden recht häufig aufgeführt, denn wenn sie auch aus der Sicht
der Reformer keine richtige kirchliche Musik waren, so waren sie zumindest nicht
„seicht und gehaltlos" — Lumpp aber mußte, laut Schweitzer „Rücksicht darauf nehmen
, daß das Münster zu Freiburg die Kathedralkirche eines Bischofs war, der die
Instrumentalmusik nicht missen wollte, er mußte auch inbetracht ziehen, daß das
Münster zugleich auch Pfarrkirche ist und daß die Freiburger damals sich die Instrumentalmusik
so wenig nehmen ließen als in unseren Tagen."40

Ein kleines Orchester, wenigstens aber ein Streichquartett war, zumindest in den
ersten Jahren, bei fast allen Aufführungen der Domkapelle beteiligt — auch bei A-
cappella-Werken, denn Lumpp kannte die viele Jahrhunderte gängige Praxis, den Gesang
, zumal bei relativ kleiner Besetzung, durch Instrumente zu stützen und zu verstärken
, durchaus. Den Chor mit der Orgel zu begleiten aber war fast nicht möglich,
„da sie einen vom Musikchor abgesonderten Platz einnimmt, dessen Raum so beschränkt
ist, daß nur ein ganz schwach besetzter Sängerchor daselbst stehen kann "
(Lumpp)41

Von einigen Werken der „alten Meister" existieren noch heute Noten, die Lumpp
selbst abgeschrieben und zu denen er die Instrumentalstimmen ergänzt hat.42 Doch
es waren nicht nur reine Notwendigkeit und die Zugeständnisse an den Geschmack

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