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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 145
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0147
Geschichte der Bürstenmacherei
in Todtnauberg und Umgebung

Von

Martin Himmelheber

Vorbemerkung

Im Gebiet um Todtnau wurde seit dem frühen Mittelalter Silberbergbau betrieben,
der erst im 18. Jahrhundert erlosch. Da der Boden wenig fruchtbar war, siedelte sich
im oberen Wiesental eine Heimtextilindustrie an, die jedoch durch die aufkommende
Industrialisierung und Mechanisierung wieder verdrängt wurde. Durch die darauf
einsetzende Notlage gezwungen suchten die Todtnauer nach einer neuen Erwerbsquelle
, da die Feldberger „Buchen- und Tannenwälder kein Obst tragen und keine
Trauben und ihre steinigen Felder kein Getreide." 1 Sie fanden sie in der Bürstenmacherei
.

Als „Erfinder der Bürste" wird fälschlicherweise2 von heimatverbundenen Autoren3
oft Leodegar Thoma aus Todtnau bezeichnet. Unbestritten ist allerdings, daß
Leodegar Thoma die Bürstenbinderei in Todtnau und Umgebung eingeführt hat. Um
dieses Ereignis ranken sich verschiedene Legenden; die zwei wichtigsten sollen hier
nach der jeweils ältesten Quelle wiedergegeben werden:

„Zu Anfang der 1790er Jahre, als die österreichischen Truppen die Rheingegenden
besetzt hielten, fiel einem armen, aber aufmerksamen Todtnauer die vielfältige Nachfrage
derselben nach Bürsten auf. Auf Mittel sinnend, dieß Bedürfnis zu befriedigen,
fing er an solch eine Bürste zu zerlegen, und es gelang ihm bald alle ihre einzelnen
Theile, endlich auch das Zusammenfügen derselben nachzuahmen. Freilich war der
erste Versuch noch sehr unvollkommen, demungeachtet suchte er, und fand auch Abnehmer
seiner Waare. (Dieser würdige Mann heißt Leodegar Thoma; im Jahre 1812
lebte derselbe noch, war aber bereits über siebenzig Jahre alt.)"4

Die zweite Fassung der Legende, wie es zur Erfindung der Bürste kam, hat 1855
Josef Rombach festgehalten. Er schreibt:

„Der Gründer der Bürstenmacherei zu Todtnau ist Leodegarius Thoma." (Es folgt
eine Schilderung der Familienverhältnisse, in denen Thoma aufwuchs, persönlicher
Schicksalsschläge, die dazu führten, daß die Familie Leodegars eine Mühle übernahm
.) „Während er (Leodegar) so die Arbeiten in der Mühle versah, fand er immer
das Zusammenwischen des Mehles besonders schwierig, weil es ihm an einem geeigneten
Werkzeuge dazu gebrach. Er sann daher darauf, ein solches, dem Zwecke entsprechendes
, ausfindig zu machen, und kam endlich auf den Einfall, die Borsten der
Schweine hierzu zu benützen. Wie gedacht, so gethan! Er schnitt ein Holz in länglicher
Form zurecht, bohrte Löcher in dasselbe, füllte diese mit Borsten aus, die er
mit hölzernen Nägeln befestigte. Dieses war die erste Bürste, die er fertigte."5

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