Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 149
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0151
sorgt wird, so herrscht in den niederen, z. T. dunklen Räumen eine ungesunde, erstickende
Luft."25

Zum Problem der Monotonie der Arbeit, die durch den hohen Grad der Arbeitsteilung
zwangsläufig auftrat, finden sich keine Hinweise in den Quellen, vermutlich
weil die Vorzüge diesen Nachteil bei weitem überwogen und weil die Bürstenbinderei
ja meist nicht die einzige Betätigung der Familie war, sondern gleichzeitig noch
Landwirtschaft betrieben wurde, und man sich überdies bei der (geräuschlosen) Arbeit
gut unterhalten konnte.

Ob die von Bittmann beschriebene Gefahrdung durch Milzbrand (s. weiter unten),
die bei der Verarbeitung von tierischen Haaren auftritt, auch schon in der Frühphase
bestand, geht aus Ackermanns Bericht nicht hervor.

Verdienst

Der Verdienst scheint relativ gut gewesen zu sein, Ackermann jedenfalls hielt ihn für
hoch — er schreibt vom „beneidenswerthen Wohlstande" der Familie Leodegar Thomas
. Der Tagesverdienst eines Borstenbinders ohne Gehilfe sei 53 V3 kr. gewesen,
mit 2 Gehilfen 2 fl. 40 kr. Sicherlich wäre es aber falsch, die Formulierung vom „beneidenswerthen
Wohlstande" wörtlich zu nehmen; er bezog sich auf die drückende
Notlage der Todtnauer vor der Einführung der Bürstenheimindustrie.

Handelsgebiet

Die Todtnauer Bürstenhändler oder -Hausierer hatten schon ein recht großes Absatzgebiet
, welches sie durch ihre früheren Handelsreisen mit Baumwollprodukten bereits
kannten. „Der Händler hat nun gewöhnlich in den verschiednen Theilen des
Großherzogthums und des nahen Auslandes seine Niederlagen. So sind dergleichen
unter andern zu Renchen, zu Achern, Rastadt, Konstanz, Schafftiausen, Wintherthur,
St. Gallen, Mühlhausen, Kolmar, Schlettstadt, Ölten, Solothurn und Bern. Dahin und
an noch mehr Orte im Tirol versendet er nun seine Waare im Großen. Von diesen
Niederlagen geht er mit kleineren Parthien zu den Jahrmärkten, in der Zwischenzeit
als Hausierer, wo ihm dies gestattet wird, im In- und Auslande umher, trägt seine Fabrikate
sogar bis nach Italien . . "25a

Zusammenfassung

Die erste Phase der Todtnauer Bürstenindustrie war gekennzeichnet durch eine gewisse
Unsicherheit darüber, ob sich dieser neue Erwerbszweig auf Dauer durchsetzen
werde. Zu dieser Zeit bildeten sich bereits alle wesentlichen Elemente heraus,
die sich bis zum Ende der Bürstenhausindustrie im 20. Jahrhundert erhalten haben:

1. Arbeitsteilung (innerhalb der Produktion und Produktion getrennt vom Handel)

2. Arbeitstechniken (Einpichen und Einziehen)

3. Hausierhandel

4. Heimarbeit.

1815 1862: Die Blütezeit

Das Jahr 1815 zur Begrenzung der ersten Phase ist zugegebenermaßen recht willkürlich
gewählt — Ackermanns Bericht in Fahnenbergs Magazin von 1815; das Datum

149


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0151