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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 197
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0199
nen, Lautsprecher-Anlage, Partei-Chronik, Mutterkreuz, Tabakflurbuch, Gemeinde-
Nachrichten, Appell, Bezugscheine, Familienhilfen, Fundsachen, Standesamt. Überfliegt
man die Zwischentitel, hat man nicht den Eindruck, daß Deutschland sich in
einem Krieg befand, der sich durch den Eintritt von England und Frankreich zu einem
europäischen, durch den Überfall Japans auf die USA und die sich anschließende
deutsche Kriegserklärung an die USA im Dezember 1941 zu einem Weltkrieg
ausweiten und der sich über fünf Jahre hinziehen sollte. Einschränkend sei allerdings
gesagt, daß die „heimische Dorfzeitung" die Tageszeitung nicht ersetzen wollte; in
manchem Teninger Haus wurde seinerzeit „Der Alemanne" gelesen, das Parteiorgan
der NSDAP.

Der größte Teil des Gemeindeblattes ist also ganz „normalen" Fragen gewidmet.
Rasche Zunahme der Bevölkerung seit 1895 von 1.433 auf 2.546 Einwohner bei der
Volkszählung am 17. Mai 1939; der Bürgermeister betont, daß die Zahlen keinen
„klaren Maßstab" geben, da „etwa 900—1100" auswärtige Arbeiter hier beschäftigt
seien — in der (Rüstungs-)Industrie und vor allem beim Bau des Westwalls, wie man
ergänzen darf.

Unter „Kartoffelkäferbekämpfung" werden die Bauern — wie in früheren und späteren
Jahren (Gb. 15. Juni 1940, 31. Mai 1941) verpflichtet, ihre Kartoffelfelder zu
spritzen und bei Schädlingsbefall dem Bürgermeisteramt „unverzüglich Meldung zu
erstatten" (die Militarisierung der Sprache ist unüberhörbar); etwaige Meldungen
würden „unmittelbar an den Kartoffelkäfer-Abwehrdienst" in Freiburg weitergeleitet.
1940 haben sich auf Grund einer Verordnung der Reichsregierung alle Einwohner
an der Suchaktion zu beteiligen; der Bürgermeister begrüßt diese Ausweitung, denn
wer Kartoffeln esse, solle sich auch um die „Erzeugung dieses Volksnahrungsmittels"
kümmern. Zur Suchaktion werde straßenweise aufgerufen, so daß man im Abstand
von einigen Wochen an die Reihe komme. „Aus jeder Haushaltung hat eine Person
teilzunehmen; wer beruflich verhindert ist, hat Ersatz zu stellen. Den mit der Leitung
der Suchaktion betrauten Personen — Feldhüter oder Fronmeister — ist unbedingt
Folge zu leisten". 1941 werden Suchprämien ausgesetzt: Für das Auffinden eines Kar-
toffelkäferherdes 3 RM, für die Ablieferung von Kartoffelkäfern (pro Stück?) 5 Pfennig
, für die Ablieferung von Larven „Festsetzung der Prämie von Fall zu Fall durch
den Bürgermeister". Drei Mark entsprachen dem Gegenwert von anderthalb bis fünf
Quadratmeter Bauland (vgl. Anhang)!

Drei namentlich genannte Paare haben das Aufgebot beantragt. In der nächsten
Ausgabe (7. September 1939) ist von der ersten „Kriegstrauung" die Rede. Der Bürgermeister
, von Beruf Bauunternehmer, sieht eine „Ironie des Schicksals" darin, daß
der Bräutigam „in einem Bunker am Rhein seine Heimat schützt, den er selbst mitgebaut
hat und daß er damals bei einem Arbeitgeber beschäftigt war, der ihn heute als
Standesbeamter getraut hat. Dem Brautpaar Glück und Segen."

Mit dem „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter", 1938 von Hitler gestiftet und dem
Eisernen Kreuz bewußt nachgebildet, waren schon früher Teninger Mütter ausgezeichnet
worden.4 Am kommenden Sonntag werde der Ortsgruppenleiter der
NSDAP den Orden an Mütter verleihen, die über 60 Jahre alt seien; dem Bürgermeister
blieb die umfangreiche Verwaltungsarbeit. Das goldene Ehrenkreuz erhielten 19
Frauen, die acht bis vierzehn, insgesamt 186 lebende Kinder geboren hatten; das sil-

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