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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 18
(PDF, 29 MB)
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sach und Sasbach, die zwei Kastellorte der Römerzeit an der Südwest- und Nordwestecke
des Kaiserstuhls,68 sind auch für das frühe Mittelalter zusammenzusehen.

Dies wird deutlich, wenn nun abschließend auf die geschichtlichen Daten zu Breisach
um das Jahr 1000 einzugehen ist. Dabei spielen wiederum Breisacher Münzen
eine Rolle, und zwar jene König Ottos IIL, von denen bereits die Rede war.69 Wann
und wie sind sie in die Breisacher Geschichte einzuordnen? Hier dürfte dem Jahr 994
eine wichtige Bedeutung zugekommen sein.70 Im August jenes Jahres ist nämlich
die dux Hadwig gestorben, und nur wenige Monate später zog König Otto IIL hier
in den Südwesten, um die Rechte des Reiches am Erbe der Hadwig durch seine Gegenwart
zu unterstreichen. Er hielt sich in der Burg Hohentwiel und in Sasbach auf,
also ausgerechnet an zwei zentralen Positionen der Herzogin.71 Warum er so eilig
hierher kam, wird deutlich, wenn wir uns klarmachen, daß noch andere an dem Erbe
der Hadwig interessiert waren, nämlich ihr Bruder Heinrich der Zänker und dessen
gleichnamiger Sohn, Sie standen der verstorbenen Herzogin verwandtschaftlich um
einiges näher als König Otto, der nur ihr Neffe zweiten Grades war.

Otto III. mußte also die Rechte des Reiches in diesem Raum durchzusetzen versuchen
, und er tat dies ganz offensichtlich dadurch, daß er in Breisach erstmals Münzen
allein auf den Namen des Königs schlagen ließ. In diesem historischen Zusammenhang
sind demnach die königlichen Denare vom Ende des 10. Jahrhunderts zu sehen.
Doch von der anderen Seite des Kaiserstuhls, von Sasbach, gab es zur selben Zeit
bei der Durchsetzung der königlichen Rechte Probleme.72 Im Jahre 997 beklagt sich
nämlich Gerbert von Aurillac, ein Vertrauter Ottos III., beim König, daß er daran gehindert
werde, das ihm angetragene großartige königliche Geschenk Sasbach in Besitz
zu nehmen — und zwar durch einen unbekannten und namenlosen Imperator, der
sich anmaße, dem auf dem gesamten Erdkreis hochberühmten Imperator — gemeint
ist Otto III. — zu befehlen. Wer ist dieser ungenannte und angeblich unbekannte Störenfried
? Wohl kein anderer als jener Heinrich von Bayern, Sohn des Zänkers, der
als Neffe der Hadwig auf deren Lehen Sasbach Anspruch erhob. So leicht wollte er
die überkommene Famiüenposition am Oberrhein offensichtlich nicht räumen^ und
dazu wird genauso Breisach gehört haben. Die berühmte Herzog-Heinrich-Münze
würde vor diesem Hintergrund in der Tat bestens auf den Sohn des Zänkers passen,
der hier in Konkurrenz und Opposition zu Otto III. und seinen Breisacher Denaren
gleichsam dagegen hielt.

Wenige Jahre später hören wir erneut von Breisach, das letzte Mal für lange Zeit,
so daß damit dann auch das Bild von der Geschichte Breisachs im frühen Mittelalter
abzurunden ist. Diese letzte Szene spielt genauer gesagt im Spätsommer des Jahres
1002, wenige Monate nach dem Tod des kinderlosen Ottos III., wodurch im Reich
ein großer Streit um die Nachfolge auf dem Königsthron entfesselt wurde.73 Hauptkonkurrenten
um die Königswürde waren Herzog Heinrich von Bayern, der Sohn des
Zänkers, und Herzog Hermann von Schwaben, der 997 seinem Vater Konrad im Amt
nachgefolgt ist. Blicken wir nun auf die damalige Situation hier am Oberrhein: Heinrich
von Bayern verfügte hier, wie der Fall Sasbach erkennen läßt und möglicherweise
auch die Breisacher Herzog-Heinrich-Münze? weiterhin über beachtliche königlich
-herzogliche Positionen, obwohl es einen „offiziellen" Schwabenherzog in der
Person Hermanns gab. Dabei spielte nun auch Breisach eine interessante und zu-

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