Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 33
(PDF, 29 MB)
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niedrigere Rente gewährt. Zugleich suchte man den Zinssatz stärker an der voraussichtlichen
Lebensdauer des Gläubigers zu orientieren.

Nach dem Zinsbuch von 1445 stieg dann der Anteil der Leibgedingzinsen kräftig
auf 14,58 % an; unter den auswärtigen Gläubigern erreichte er sogar 27,64 %. Die
allgemein sinkende Zinstendenz, verbunden mit dem Amortisationseffekt der Leibrente
, hatten diese Finanzierungsform wieder attraktiver werden lassen.

Das 14. Jahrhundert war ein Jahrhundert hoher Zinssätze. Auch die Geldaufnahmen
der Stadt Freiburg in den Jahren 1365—1387 erfolgten exakt in dieser Hochzinsphase
. (Siehe Graphik 3.)

Der Gesamtzinssatz von 8,18 % war hoch und bewirkte eine drückende Zinslast,
Gehen wir für 1387 von einem grob geschätzten Schuldenstand von knapp 120000
fh aus — das Wallpach- und das Harzer-Darlehen wurden von der Gesamtsumme von
155 693 fl. abgezogen, weil sie bereits getilgt waren —, so bedeutete das die beachtliche
Zinslast von 9816 fl. im Jahr. Graphik 3 zeigt deutlich die Massierung der Leibrenten
bei 10 und 13,3 %, sowie die der Wiederkaufsrenten bei 10 und 6,6 %, Freiburg
mußte mit den zehnprozentigen Wiederkaufsrenten einen Zinssatz zugestehen, der
üblicherweise die Untergrenze bei den Leibgedingen bildete. (Von den 22 Zehnpro-
zentern waren 11 Wiederkaufsrenten und 4 Leibgedinge.)

Verfolgen wir die Entwicklung der Durchschnittszinssätze der jährlich neuaufgenommenen
Renten, so fällt der deutliche Zinsgipfel in den Jahren des Herrschaftswechsels
auf, der nach einer kurzen Beruhigung in den Jahren 1372 und 1373 in den
beiden folgenden Jahren nochmals anstieg, um dann langsam und zögernd sich gegen
das Jahrhundertende bei 6,6 % einzupendeln. Ab 1405 senkte er sich langsam in den
Bereich zwischen 5 und 6 %, um sich dann ab der Jahrhundertmitte bei 5 % zu stabilisieren
. (Siehe Graphik 4.)

Wie Graphik 4 zeigt, kamen auch innerhalb eines Jahres stark schwankende Zinssätze
vor. Von den 11 Kreditaufnahmen von Wiederkaufsrenten im Jahr 1398 erfolgten
4 zu 10 %, 2 zu 9 %, 4 zu 6,6 % und 1 zu 6,3 %. Sicher führte erhöhte Kreditnachfrage
zu einem Anziehen der Zinssätze im kurzfristigen Bereich, doch wie weit das
freie Spiel der Marktkräfte die Einregulierung der Zinssätze bestimmt hat, muß offenbleiben
. Die ??erratischen Zinssätze des 14. Jahrhunderts" (Gilomen) deuten auf
einen wenig entwickelten Markt hin, der durch starke Zinsausschläge im gleichen
Jahr bestimmt ist.34

Erst die Ausbildung eines geregelten und funktionierenden Geldmarktes, dessen
sich die Stadt bedienen konnte, scheint im 15, Jahrhundert zu einer Verstetigung der
Durchschnittszinsen, wie auch der Maximal- und Minimalzinsen geführt zu haben.

Die Zinshöhe hatte bei den Rentenkäufen nichts mit höheren Risiken zu tun; diese
wurden durch höhere Sicherheitsleistungen des Schuldners abgedeckt. In den Freiburger
Verträgen war folgende Progression möglich: zuerst die Stellung von namentlich
genannten Bürgen, die bei Zahlungsverzug nach einer vereinbarten Frist zum
Einlager verpflichtet waren. Das war ein geiselartiger Aufenthalt in einem Gasthaus
auf eigene Kosten, bis der Gläubiger befriedigt war. Als nächster Schritt konnte der
Gläubiger die ausstehenden Zinsen bei Juden und Kawertschen aufnehmen und die
Kosten dem Schuldner belasten. Als letztes konnte der Gläubiger Bürger der Stadt
Freiburg ergreifen und pfänden, nachdem seine Forderung durch geistliches oder

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