Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 92
(PDF, 29 MB)
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sich vor Ort in die praktische Durchführung einweisen, um dann das ehrgeizige
Projekt als Erster in Freiburg erfolgreich zu realisieren. Wenn er auch mit beiden
Unternehmungen in der dauerhaften Realisierung letztendlich gescheitert ist, so liegen
die Gründe hierfür nicht in seiner Person. Er war seiner Zeit voraus. Heute
gibt es in Freiburg, wie ganz selbstverständlich, eine Zahnklinik und ein Kneipp-
Sanatorium.

Hohe Anerkennung fand er bei fast allen Dingen, die er anpackte; rasch konnte
er sich als Arzt in USA während seines Exils etablieren, zurück in Deutschland
war er binnen weniger Jahre an der Spitze der Zahnärzteschaft zu finden: als Standespolitiker
, Wissenschaftler und Praktiker. Die Freiburger und die Heidelberger
Turnerschaft ehren noch heute seine Verdienste. In spiritistischen Kreisen wurde er
zu einer weithin geachteten Autorität; als promovierter Naturwissenschaftler diente
er ihnen von Anfang an als Legitimation und Aushängeschild zugleich. In seiner
badischen Heimat waren diese Aktivitäten allerdings für sein gesellschaftliches Ansehen
eher hinderlich.

Als Sohn eines weithin bekannten Vaters und anerkannten Naturwissenschaftlers
ist er in außerordentlichem Wohlstand groß geworden. Sind Georg von Langsdorffs
Äußerungen über seine Eltern auch spärlich, so kann doch von deren rückhaltloser
Zuwendung ihm gegenüber ausgegangen werden. Sein stabiles Selbstbewußtsein hat
sicher hier seinen Ursprung. Seine außerordentliche Willensstärke, Beharrlichkeit,
Aufrichtigkeit, Gradlinigkeit, Hilfsbereitschaft, die Gewißheit, eine gestellte Aufgabe
erfüllen zu müssen, waren gepaart mit Kompromißlosigkeit. Beseelt von dem
starken Wunsch, etwas voranzubringen und dabei der Erste zu sein, verlor er leicht
das Augenmaß für das aktuell Machbare. Halbheiten waren ihm unerträglich. Förderlich
war auch nicht die mitunter sehr selbstbewußte, undiplomatische Art und
Weise seines Vorgehens, Von kämpferischem Naturell und innerlich fest entschlossen
etwas voranzubringen, mangelte es Langsdorff am nötigen Einfühlungsvermögen
und an Anpassungswillen. War er selbst ein tief religiöser Mensch, so brachte er
nur mit Mühe Verständnis für Andersdenkende auf.

Als hoch gebildeter und breit interessierter Mensch, sprachbegabt und redegewandt
, belesen, war er ein gern gesehener Teilnehmer von Diskussionsrunden; so
genoß er in hohem Alter beispielsweise in der Freiburger Museumsgesellschaft großes
Ansehen.

Seine manuelle Geschicklichkeit, gepaart mit der wohl vom Vater ererbten Beobachtungsgabe
eines naturwissenschaftlich und biologisch interessierten Forschers,
ließen ihn zu einem gesuchten zahnärztlichen Praktiker und Lehrer werden. Eine
weitere Stärke war seine Fähigkeit, den Stoff wissenschaftlich zu bearbeiten und
darzustellen. Langsdorff muß mit einem großen, inneren Spannungsverhältnis gelebt
haben; zum einen war er ein wissenschaftlicher Beobachter und Realist, zum anderen
ein ausgesprochen idealistischer Träumen Es kann die Interpretation gewagt
werden, daß hier die Ursache für seinen unermüdlichen Tatendrang liegt.

Der Tod seiner Ehefrau 1893 ließ ihn in anfanglich schwer zu ertragender Einsamkeit
zurück; Ruhe und Frieden gab ihm seine spiritualistische Weltsicht, nach der
es keinen Tod gibt. Seine jahrzehntelange sportliche Betätigung, seine propagierte
und von ihm selbst praktizierte mäßige und weise Lebensart, zudem geistig rege


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