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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 155
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0157
„Mit uns das Volk, mit uns der Sieg!"

Rosa Luxemburgs Rede in Freiburg am 7. März 1914

Von

Christian Geinitz, Silke Sobieraj,
Thomas Melzer, Gudrun Münch

Der Auftritt

Am meisten schien die christlich-konservative Freiburger Presse die Garderobe der
kleinen hinkenden Rednerin zu beeindrucken. Mit „Rembrandthut und weißer Manschettenbluse
" sei sie in der Festhalle im Stadtgarten erschienen, vermeldete etwa der
„Freiburger Bote", das Blatt der Zentrumspartei1, während die „Tagespost" zu dem
„nicht ganz modernen Hut" den „schwarzen Rock" ergänzte und frotzelte, es sei erstaunlich
, daß „das rundliche Frauchen" in weißer (nicht roter) Bluse" erschienen
sei.2 Wer jedoch aufmerksam war, konnte in der unmittelbaren Nähe der Referentin
doch noch den provokanten Farbtupfer der Sozialdemokratie entdecken. Auf dem
Vorstandstisch am Podium, an welchem die Freiburger Parteispitze Platz genommen
hatte, prangte als Willkommensgeschenk ein „Nelkenbukett, das sinnig in Genossen-
Couleur dediziert war".3

Ein Besuch Rosa Luxemburgs füllte, wo immer sie auftauchte, die Hallen, In Freiburg
, dies gestanden sogar die gegnerischen Presseorgane ein, hatten „über 3000 Personen
[. , .] die Festhalle bis zum letzten Winkel gefüllt".4 Die sozialdemokratische
„Volkswacht", die noch tausend Anwesende mehr gezählt hatte, geriet des Ansturmes
wegen förmlich aus dem Häuschen: „Kopf an Kopf gedrängt, saßen und standen die
Zuhörer im Saal, an den Seitengängen, auf den Galerien und auf dem Podium, so
daß der bekannte Apfel wirklich nicht zur Erde fallen konnte. [. . . ] Auch aus der
Umgebung Freiburgs waren die Genossen in größerer Zahl herbeigeeilt."5 Der Superlative
nicht müde, frohlockte das Blatt sogar: „Wohl noch nie hat die sozialdemokratische
] Partei Freiburgs einen solchen Massenbesuch ihrer Versammlungen
verzeichnen können."6

Die Zusammensetzung der Zuhörerschaft deutete jede politische Seite in ihrem
Sinne, War die „Volkswacht" sicher, daß „etwa vier Fünftel der Besucher [...] Männer
und Frauen des arbeitenden", oder — wie es im badischen Dialekt der Dialektik
weiter unten im Bericht so schön heißt — des „schaffenden Volkes" waren» zählte
der Redakteur der „Freiburger Zeitung" „wohl die Hälfte NichtSozialdemokraten"»
die „Tagespost" sogar „drei Fünftel harmlose Neugierige", und der katholische
„Freiburger Bote" scholt die Seinen, daß „leider allzuviele Zentrumsangehörige" dabeigewesen
seien; „wozu denn", fragte er mahnend, „unsern Gegnern Versammlung
und Kriegskasse füllen?"7

Rosa Luxemburg war Anlaß und Hauptrednerin der Freiburger Versammlung zu-

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