Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 200
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0202
Das Ende der Zwangsarbeit in Baden

Drei Tage später, am 15. April, marschiert die französische Armee in Offenburg ein,
Anfang Mai ist Baden vollständig besetzt.82 Mehr als die deutsche Bevölkerung begrüßen
die Ausländer die Besatzungsmacht, die ihnen nach Jahren der Hoffnungslosigkeit
endlich die Freiheit bringt. Nicht jeder erlebt die Befreiung in dem Ort, in
dem er ursprünglich arbeitete: nach den Angriffen auf Freiburg und Offenburg Ende
November 1944 wurden die Rüstungsbetriebe aus der Rheinebene evakuiert, die Lager
leerten sich, weil die Firmen ihre Arbeiter mitnahmen.83 Manche flüchteten und
kamen für einige Monate noch in anderen Betrieben im Schwarzwald unter,84 Viele
schlugen sich in den letzten Kriegstagen in die Schweiz durch, die nach Jahren nun
endlich bereitwillig ihre Grenzen für Flüchtlinge öffnete.85

Nachdem das Ende der Zwangsarbeit gekommen war, schickten die Franzosen ihre
Landsleute umgehend in die Heimat zurück, wenige Tage später auch die Holländer
und Belgier. Die Arbeiter aus dem Osten mußten noch länger auf die Heimkehr warten
und wohnten bis dahin weiter in Lagern: der Badische Bahnhof in Basel, die Vau-
bankaserne in Freiburg und die Offenburger Ihlenfeldkaseme waren für die nächsten
Monate Sammellager für alle, die auf die Repatriierung warteten.86

Das Kapitel Zwangsarbeit ist auch 45 Jahre nach Kriegsende noch nicht abgeschlossen
: 700000 Polen haben nie einen Pfennig Entschädigung für ihre Leiden erhalten
, und wenn auch manche Firmen versuchten, den Fleck auf ihrem Namen mit
Geld auszuwaschen, wiedergutmachen lassen sich die körperlichen und seelischen
Folgen der Zwangsarbeit nie,87 Alfons van Buiten aus den Haag leidet seit Kriegs-
ende unter seinen Erlebnissen: „Ich habe Arzte aufgesucht, Spezialisten, Heilpraktiker
, Magnetiseure, nichts zu machen. Nur mit Medikamenten kann man weiterleben.
Es gibt Monate, da geht es gut, aber es gibt auch Monate, da hat man 's schwer damit.
Meistens um diese Zeit, Anfang des Herbstes, wenn die Blätter herunter kommen, und
wenn die Blätter dann wiederkommen, das ist die schlimmste Zeit. Das wird man nie
mehr los .. ."88

Anmerkungen

1 Beschluß, 12. 9. 1940: Stadtarchiv Offenburg (StadtAO) 5/6.460.

2 Oberbürgermeister Dr. Wolfram Rombach an Arbeitsamt Offenburg» 3. 8. 1940: StadtAO 5/6.447;
Abt. II an Arbeitsamt Offenburg, 3. 8, 1940: StadtAO 5/6,447; Abt, II an Ernährungsamt A/Kreisbau
emschaft, 8, 7. 1941: StadtAO 5/6.460,

3 Monatliche Lohnlisten und Kostenforderungen für das Kommando 6054; Abt. II an Kartenausgabestelle
, 10.9. 1940: StadtAO 5/6.460.

4 Katholisches Stadtpfarramt Waldkirch an Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg, 30, 11. 1939: Erzbi
schöfliches Archiv Freiburg (EAF) 47/40,

5 Landrat des Kreises Villingen an den badischen Innenminister, 25. 7. 1941: Staatsarchiv Freiburg
(StAF), Landeskommissär Konstanz, Fasz. 1679.

6 Katholisches Pfarramt Brenden an Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg, 28. 11. 1941: EAF 47/40.

? K. H. Roth, Der Weg zum guten Stern des „Dritten Reichs"4: Schlaglichter auf die Geschichte der
Daimler-Benz AG und ihrer Vorläufer (1890—1945), in: Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern
im „Tausendjährigen Reich". Hg. von der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jh.,
Nördlingen 1987, S. 27—373, hier S. 341.

s F, Kuhn, Jahresbericht 1940 des Denkmalpflegers für Urgeschichte im Landkreis Lörrach, in: Das
Markgräflerland 1, 1941, S. 24—29, hier S. 24.

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