Freiburger historische Bestände - digital

Abb. 1 Löb David Maier, Gymnasialprofessor, Mitglied des Freiburger Synagogenrats, der Landes

synode und des Oberrats der Israeliten Badens.

In religiöser Hinsicht waren Löbs Eltern unbedingt auf Traditionstreue eingestellt.
Sie hielten sich an die jüdischen Gebräuche und Riten zu Hause wie beim Gottesdienst
in der kleinen Synagoge. Diese Einstellung widersprach jedoch keineswegs
den mit den christlichen Nachbarn gepflegten freundlichen Beziehungen. Es fehlte
nicht an gemeinsamen Interessenbereichen, und man war bestrebt, sich gegenseitig
zuvorkommend zu behandeln. Nicht zuletzt bediente man sich im täglichen Gespräch
derselben nordbadisch-ländlichen Mundart. Bei den Juden kamen dann im engeren
Familien- und Bekanntenkreis noch einige verdeutschte hebräische Ausdrücke und
Redensarten hinzu, welche aus dem Gebetbuch und anderen religiösen Schriften
stammten. Diese jüdisch-deutsche Redeweise (dem ostjüdischen Jiddisch ähnlich,
aber nicht gleich) hatte wohl eine gewisse „pas avant les enfants"-Eigenschaft, in diesem
Zusammenhang allerdings wohl eher „pas avant les autres" (man sagte bestimmte
Dinge besser nicht vor den Kindern, bzw. hier vor den Andersgläubigen).
Aber dies war nicht von großer Bedeutung. Letzten Endes zeigen alle Kulturgruppen
sprachliche Angewohnheiten, und die badischen Landjuden des letzten Jahrhunderts
bewiesen auf diese Weise ein Selbstbewußtsein, welches ganz unabhängig davon war,
ob sie den hergebrachten religiösen Pflichten stets gewissenhaft nachkamen.

Im Schriftverkehr, unter sich wie mit Nichtjuden, benutzten sie ausschließlich die
deutsche Schönschrift. Deutsch war ihre Muttersprache, und die Sitte, Hochdeutsch

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