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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 25
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somit über den Erfolg oder Mißerfolg bergmännischer Arbeit einerseits, andererseits
aber auch unmittelbar über Gewinn und Verlust eines Bergwerkes und seiner Kapitalgeber
. Um ihre wichtigen Meßergebnisse zu sichern, schlugen sie ihre Markzeichen
oder Schinerstufen in die Grubenzimmerung oder in das anstehende Gestein
ein.

Die in dieser Form im deutschsprachigen Raum bislang einzigartige Kombination
von Schinerzeichen stellt - so unser Untersuchungsergebnis - eine rißähnliche Darstellung
der drei Stollen im Gewann Gauch und Hangloch dar, die als Gauch 1,
Gauch 2 und Hangloch 1 nachgewiesen werden können. Ebenso ein System von Vermessungspunkten
(Oberer Radschacht, Kreuzfelsen, Felsen am Stübenbach, Landmarke
Mühleboden, Lachentannen).

Es fällt auf, daß nicht nur die Art der Verteilung der beiden Hauptgruppen der
Meißelmarken sehr funktional vorgenommen, sondern auch natürliche Gegebenheiten
des Felsens mit in die Darstellung aufgenommen wurden. So stellt eine vorhandene
Bruchkante des Felsens auch die geographische Trennungslinie zwischen den
zwei dargestellten Stollen und der Linie Kreuzfelsen - Mühleboden unterhalb des
Wasserfalles dar, während die anderen Zeichen oberhalb dieser Linie angebracht
wurden (Abb. 3 a).

Wir deuten die Zeichenkombination der rechten Hauptgruppe des weiteren auch
als eine rißähnliche Darstellung von Gruben und Meßpunkten, die den Ubergang zu
der verjüngten (maßstäblichen) Rißdarstellung markiert (1: 5,000), Sie belegt eine in
dieser Form bislang noch nicht bekannte markscheiderische Darstellung und damit
vermutlich eine besondere Entwicklungsstufe des historischen Markscheidewesens.

In der Zeichenkombination der linken Hauptgruppe sehen wir analog der rechten
Hauptgruppe eine besondere Form einer Legende, die zusätzliche und detaillierte
Informationen über Gauch 1 und Gauch 2 sowie über das Hangloch 1 beinhaltet. Das
hierbei auch das geologische Streichen und die Zugrichtung als Meßdaten gesichert
wurden, verstärkt die Aussagekraft und die klare Zuordnung zu den drei Stollen.

Die Genauigkeit der Winkelangaben, das dargestellte geologische Streichen und
die exakt wiedergegebenen Zugrichtungen am Kreuzfelsen lassen weiterhin den
Schluß zu, daß diese Meßergebnisse in Form der Meißelmarken nicht mehr durch
das Ausmessen mit Schüren bzw. Seilen, sondern auf der Basis von Kompaßmessungen
entstanden sind. „Agricola war 1556 der erste, der ein Orientierungsverfahren
mit dem Setzkompaß ausführlich beschrieb."38

Die vorliegende Schinerarbeit zeugt von einem sehr hohen Niveau der Vermessungskunst
, wie sie zum damaligen Zeitpunkt - so das Ergebnis unserer Nachforschungen
- nur Hallstätter oder Schwazer Schiner aus Tirol leisten konnten. Wir ordnen
die Schinerzeichen auch deshalb dem Zeitraum von 1500 -1565 zu, da für diesen
Zeitraum und speziell für den Raum Todtnauberg umfangreiche Berg- und Gruben-
vermessungen durch Schwazer und Hallstätter Schiner urkundlich belegbar sind.39
Eine weitere Bestätigung sehen wir in den Deklinationswerten des 16. Jahrhunderts,
die eindeutig die damalige mag. Nord-Süd-Linie Radschert - Kreuzfelsen beweisen.

Wir gehen davon aus, daß es einen wichtigen Grund geben mußte, um diese durch
ihre komplexe Genauigkeit bestechende Schinerarbeit übertage am Kreuzfelsen, zu
dokumentieren:

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