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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 26
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0028
Mit dem von Kaiser Maximilian nach Freiburg einberufenen Reichstag von
1497/98 gewinnt der Todtnauer Silberbergbau wieder an Bedeutung. Um die Gruben
ertragreicher zu bewirtschaften, werden Tiroler Schiner, vornehmlich aus Hallstatt
und Schwaz, als Experten zum Schinen herangezogen. Darunter auch der bekannte
Kaspar Haymel, der bis 1516 - gemeinsam mit Jacob Haymel und seinem Vetter
Hans Haymel d. J. - die Messungen leitete. Sie müssen sich gegen starke Widerstände
der einheimischen Schiner durchsetzen, die in den importierten Fachleuten
eine nicht zu akzeptierende Konkurrenz sehen. Heimlichkeiten, Provokationen bis
hin zu Tätlichkeiten kennzeichnen diese Zeit.40 Finden wir in den Haymels die Schiner
, die ihr Können und Wirken bereits in Tirol und nun am Kreuzfelsen so beeindruckend
unter Beweis stellten?

Ein weiterer möglicher Anlaß: Erst 1516 wird der seit 1501 mit allen Mitteln angestrebte
Durchschlag des oberen Tiefstollen (Gauch 1) auf den Radschacht am Radschert
erreicht und mit einem dreitägigen Fest gefeiert41 - war dies der Anlaß, daß
die Schiner zum Meißel griffen?

1519/20 fordern mehrere Pestwellen im Todtnauer Revier zahlreiche Opfer, darunter
auch Bergleute und den Bergrichter. Der Bauernkrieg 1525 geht nicht spurlos
an den Gauchgruben vorbei: Die Verhüttungsanlagen werden zerstört und 1527
wütet nochmals die Pest: Im selben Jahr verfallen die Gruben am Gauch und werden
von Tiroler Experten besichtigt. Sie stellen drei Stollen übereinander fest42 - war es
der Wunsch der Schiner, ihr Wissen und den Anspruch auf die Gauchgruben auf
diese Weise am Kreuzfelsen zu dokumentieren?

Die Arbeit in den Gruben steht daraufhin bis 1537 still. Im Jahre 1540 kommt es
zu einer neuen Erhebung der verfallenen und sehr nassen Gauchstollen: Drei Arbeiter
verunglücken und ertrinken. 1564 erreicht eine neue Pestwelle das Wiesental -
der zwischenzeitlich nochmalige Versuch, die Gauchgruben zu erheben, scheitert -
der Bergbau kommt im gesamten Todtnauberger Revier zum Erliegen.43

1717 bleibt ein erneuter Erhebungsversuch wiederum ohne Erfolg. Letzte Arbeiten
am Gauch gab es schließlich noch in den Jahren um 1770.44

Noch ein historischer Nachtrag: Mit Ausnahme eines Schinzuges (Grubenkarte)
von der Grube Rotenbach im Wiesental, wurden alle anderen Grubenrisse des Todtnauer
und Todtnauberger Reviers beim Brand des k.k.V.Ö. Bergwesens Direktorat
zerstört, als bayerische Truppen 1809 die Stadt Schwaz anzündeten.45

So ging 1809 für immer montanhistorisches Wissen über unseren Raum verloren,
denn auch auf Grubenrissen - vergleichbar mit dem Harz - wurden Schinerzeichen
oder Markscheiderstufen eingezeichnet.46

Die Stollen, Schächte und Pingen, aber auch der Kreuzfelsen sind dennoch (wieder
) beredte Zeugen einer Zeit, in welcher der Südschwarzwald - neben dem Harz
und Tirol - zu den führenden Bergbauregionen jener Zeit gehörte: Geprägt durch
eine lange bergrechtliche Tradition und eine eigene Fach- und Rechtssprache.47

Das Landesdenkmalamt hat bereits im Herbst 1995 auf Grund der ersten Forschungsergebnisse
der Minifossi-AG dieses im gesamten deutschsprachigen Raum
einzigartige montanhistorische Kulturdenkmal offiziell unter Denkmalschutz gestellt
.

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