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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 90
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leiti gesessen sint.m Die Grabungen am Birkiberg haben Uberreste solcher frühen
Behausungen der Bergknechte aufgespürt, z.B. westlich und unterhalb der „Burg",
Die Hütten standen u. a. auf einer 6-8 m breiten Terrasse, die sich parallel zum Hang
auf etwa 40 m in Ost-West-Richtung vermutlich an einem ehemaligen Zufahrtsweg
zu den Gruben hinzog. Es handelte sich um kleine, in Block- oder Fachwerktechnik
auf Steinfundamenten errichtete Holzhäuser. An den Fundstellen fanden sich keine
Schlacken, dafür aber reichlich Keramik, etwa von Kochtöpfen, ebenso Reste von
Ofen, Spinnwirtel und kleine Bronzeschnallen, ferner Tonmurmeln. Dies deutet auf
Wohnräume der Familien hin, die am Birkiberg arbeiten gingen. Besondere Aufmerksamkeit
verdienen die vorgefundenen Tönfiguren, wozu Zimmermann Parallelbeispiele
in Südwestdeutschland aus Freiburg, Rottweil, Konstanz und Biberach anführt
, die dem 13, Jahrhundert zugehören und Spielfiguren gewesen sein können. Bei
einer Mutter-Kind-Statuette wird ein religiöser Hintergrund vermutet, vielleicht
wurde sie von den Männern zur häuslichen Andacht vor dem Gang zur gefahrvollen
Arbeit benutzt182

Aus der Tauschurkunde von 1318 wissen wir, daß damals im Möhlintal bereits seit
langem Hofstättenzinsen an die Gemeinden Bollschweil und Biengen zu entrichten
waren, denn es ging dabei um Ortlichkeiten im gemeinsamen Allmendbereich dieser
Dörfer. Diese Hofstättenzinsen bezogen sich direkt auf den Bereich des Birkibergs
zwischen Aubach und dem Zeswen Grund (Dobel des Gründenwaldbächles) und
sollten den beiden Dörfern trotz des Geländeabtausches mit Snewlin Bernlapp weiterhin
zukommen. Es ist davon auszugehen, daß mit den Hofstätten überwiegend die
Behausungen der Bergleute gemeint waren.

Besondere Beachtung verdienen in unserem Zusammenhang die sogenannten no-
valia, d.h. Rodungen, welche in der Nähe des Grubenreviers weniger der Erweiterung
der landwirtschaftlichen Anbau- oder Weideflächen des Dorfes Bollschweil gedient
haben, als vielmehr der Versorgung der Bergleute. Während die den Gruben am
Brizzenberg (Stohren) zuzurechnende Rodungssiedlung Wildenowe (Willnau) schon
1144 als früher Besitz von St Ulrich genannt wird und diesem Kloster zinspflichtig
war, sind auf Gemarkung Bollschweil drei ältere Rodungen erkennbar: Diethelms-
rütiy Waltenrüti (Waltersrüti) und Stuzzinruti. Von ihnen reicht die Diethelmsrüti -
wahrscheinlich das heutige Gütle am Birkenberg - mindestens in die 1260er Jahre
zurück. Zu ihnen gesellen sich sicher die erst später als Siedlungen bezeugten Rodungen
im Aubach und am Bitterst. Aber die hinter der Stützenrütte gelegenen und
um 1360 erstmals erwähnten Rietmatten (heute Rittmatten) gehören vermutlich trotz
der Form Reutmatten im 18. Jh. nicht in diesen Zusammenhang.183 Papst Nikolaus
HL bestätigte 1279 mit Bezug auf eine schon 1183 gegebene Zusicherung des Papstes
Gregor VIII. dem Kloster, daß es im Bereich seiner Pfarreien neben dem althergebrachten
Zehnten auch den Zehnten aus den neuerdings in die Bewirtschaftung genommenen
Rodungen beziehen dürfe: de novalibus reductis noviter ad culturam,
que a tempore cujus non extat memoria non sunt exculta, decimas percipere.184 Im
Jahr 1346 stellte der Official von Besan§on wohl aus aktuellem Anlaß eine erneute
Bestätigung dieser alten Schutzbriefe aus.

Daß auch die Bollschweiler Kirche einst Zehnten aus den Rodungen bezog, zeigt
die Auseinandersetzung mit der Kirche Kirchhofen im Jahre 1303. Es ging dabei spe-

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