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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 137
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Vergleichbare Häuser in anderen Städten?

Die skizzierte Bauentwicklung - vom straßenständigen Holzhaus mit Anbau und
seitlichem Hofzugang zum dreiteiligen Traufenhaus - ist zum Teil mit der Genese in
anderen Städten vergleichbar. Die Endstufe, das dreigliedrige Haus, ist bisher allerdings
nur aus Freiburg bekannt.

An der Straße stehende Holzbauten sind in Basel schon für das 11. Jahrhundert belegt
. Auch rückwärtige Steinbauten fanden sich hier, doch liegt zwischen ihnen und
den Holzhäusern oft ein Hof. Die Steinhäuser werden als „Kernbauten" gedeutet, die
ab 1300 zur Straße erweitert wurden; daß heißt die steinernen Straßenzüge entstanden
erst im Laufe des Spätmittelalters.32 Vielfach sind die „Kernbauten" größer als
die Freiburger Beispiele. Kleinere Steinbauten im rückwärtigen Bereich fanden sich
ab dem 12. Jahrhundert in Basel in der sog. oberen Talstadt beiderseits des Bir-
siglaufes,33 Eine Reihung solcher Steinbauten konnte auch auf der Landseite der
Rheingasse in Kleinbasel festgestellt werden. Sie entsprechen in Lage und Abmessung
den Freiburger Bauten, wurden aber wohl erst im 13. Jahrhundert errichtet,34
Aus dieser Zeit stammt auch ein erster bauhistorischer Beleg für einen Steinbau mit
vorgelagertem FachwerkbauteiL35

Die Verbindung rückseitiger Steinbauten mit an der Straße stehenden Holz- oder
Fachwerkbauten ist mittlerweile auch für Ravensburg, Konstanz36 und Regensburg
gesichert.37 Die relativ wenigen bekannten Beispiele sind sicherlich auch darauf
zurückzuführen, daß die Holzbauten des 11, und 12. Jahrhunderts - wenn überhaupt
- nur noch fragmentarisch faßbar sind.38

Anders sieht die Situation in Westfalen und Norddeutschland aus, wo die Kombination
von vorderem Holz- und hinterem Steinbau im 12. und 13. Jahrhundert weit
verbreitet war und sich bis in die Neuzeit weiter entwickelte.39 Die als „Kemenaten"
bzw. „Steinwerke" bezeichneten rückseitigen Steinhäuser gehen zum Teil auf hölzerne
Vorgängerbauten zurück.40 Diese mehrgeschossigen Bauten besitzen meist
einen nur halb eingetieften, gewölbten Keller, so daß das Erdgeschoß erhöht liegt.
Die hier vorhandenen feuer- und einbruchssicheren Lager- und Wohnräume sind als
funktionale (und prestigeträchtige) Ergänzung des vorderen Hauses anzusehen. Anders
als in Freiburg, wo die verschiedenen Baukörper im 13. Jahrhundert unter einem
gemeinsamen Dach zusammengefaßt wurden, bleiben die Steinanbauten als eigenständige
Bauten erhalten und entwickeln sich im Spätmittelalter zu schmalen, seitlich
des Hofs gelegenen Flügelbauten.41

Die mit der Schmalseite an der Straße stehenden Steinbauten sind auch für Villingen42
und Obernai43 belegt. Auch in Zürich sind ähnliche Bauten vorhanden, doch
kann hier kein einheitliches Grundmuster festgestellt werden: die Steinhäuser stehen
sowohl an der Straße wie von ihr abgerückt.44 Die variantenreichen Wohnbauten Basels
und Zürichs stehen in deutlichem Gegensatz zu Freiburg, dessen Wohnbauten im
Hoch- und Spätmittelalter gerade durch ihren Normcharakter bestimmt sind. Dieser
kann als Hinweis auf ähnliche Nutzungsanforderungen breiter Kreise der Freiburger
Bevölkerung gewertet werden; daneben sind die typenmäßigen Bauten möglicherweise
auch ein Indiz für eine geringere soziale Differenzierung in der jungen Stadt
Freiburg.

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