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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 145
(PDF, 57 MB)
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bleibt diese aus der Vorlage resultierende Verknüpfung zwar im Grundsatz bestehen
(auch hier schließen sich die charakterisierenden Angaben über Bertold an die Schilderung
von dessen Niederlage in der Auseinandersetzung mit Friedrich und dessen
Aufstieg an). Doch sind verschiedene gravierende Abweichungen von der tendenziösen
Darstellung der Gesta Frederici nicht zu übersehen: So bewirkt die scheinbar
geringfügige Veränderung von imperio (Gesta) zu imperatori eine schwerwiegende
Bedeutungsverschiebung. Während sich nach Ottos Version der Zähringer dem Be-
fehl des Staufers beugen mußte, ist es nach der „Marbacher44 Variante der Kaiser,
wegen dessen Intervention Bertold auf seinen Anspruch verzichten muß, Konsequenterweise
ist auch die wertende Ergänzung simul et iustitie gegenüber der Vorlage
ausgelassen. Das zeigt, daß die Beurteilung des Vorgangs als „rechtmäßig44 vom
Kompilator der „ Marbacher Annalen " nicht geteilt wird. Weiter werden die anekdotenhaften
Bemerkungen über Bertolds gesunden Menschenverstand, die nach Auffassung
von Gerd Althoff möglicherweise „die Kritik [an dem Zähringer, J.M.] im
Verständnis der mittelalterlichen Standesgenossen ... in subtiler Weise verschärften44
,40 für den „Marbacher" Text ersatzlos gestrichen. Dagegen hat der Bearbeiter an
den kritischen Bemerkungen über den angeblich41 inhaltslosen Herzogstitel (vadium
nomen ducis) Bertolds und seiner Nachfahren nahezu wörtlich festgehalten, so
daß auch gegenüber dem Zähringer keineswegs eine unkritische Haltung zu konstatieren
ist.

Bei den auf Bernold zurückgehenden Passagen finden sich zwar die erwähnten
Ergänzungen (etwa von fehlenden Titeln, Namen oder Namensbestandteilen, wenn
die Vorlage nur eine der Angaben bietet) und inhaltlichen Verbesserungen;42 außerdem
werden die ausführlicheren Berichte der Quelle im allgemeinen kürzend verarbeitet
. Eingriffe des Redaktors in die Aussageintention sind jedoch hierbei kaum zu
beobachten. Der Hauptgrund dafür dürfte in der weitgehend übereinstimmenden Beurteilung
des Investiturstreits und der darin involvierten Personen durch den Benediktinermönch
Bernold, durch die ältere Marbacher Historiographie sowie offenbar
auch durch den späteren Bearbeiter bestehen:43 Das Interesse an den Zähringern,
„die unter die Getreuen des Papstes gerechnet wurden4'44 und die Berücksichtigung
der Chronik des „eifrigen Gregorianers"45 Bernold deuten bei den beteiligten Geschichtsschreibern
auf eine vergleichbar papsttreue Haltung hin, die der Bearbeiter
des 13, Jahrhunderts möglicherweise teilte, denn er hat die entsprechenden Passagen
bei seiner Redaktion der Vorlagen zumindest nicht getilgt.

Fehlerhafte Angaben über die Zähringer?

Für die Beurteilung des Quellenwerts ist neben dem Standpunkt des Geschichtsschreibers
und der damit verbundenen Tendenz seines Werkes vor allem die Frage
nach der Qualität seiner Angaben von Bedeutung. In diesem Zusammenhang bietet
sich die Gelegenheit, auf ein Problem einzugehen, das bis zuletzt die Überlegungen
zum Quellenwert der Zähringerstellen belastete: Karl Schmid ging im Gefolge der
älteren Forschung davon aus, daß dem Straßburger Propst - er hielt ihn noch für den
Verfasser des frühen Berichtszeitraums46 - bei seiner historiographischen Arbeit
auch im Hinblick auf die Zähringer „folgenschwere Fehler" unterlaufen sind. Damit

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