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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 148
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fenden Werke kaum in der Marbacher Bibliothek bzw. in einer anderen Einrichtung
des Elsasses zugänglich waren und die Angaben nicht von besonderer reichsgeschichtlicher
Tragweite waren, ist zu fragen, warum und vor allem aufgrund welcher
Quelle sie Eingang in den Text gefunden haben.63 Tatsächlich sind Indizien vorhanden
, die zur Klärung der Frage beitragen können, wie der „Marbacher" Kompilator
an diese Information kam, zu der sich Johannes Haller schon fragte, „wie lange man
sich im Elsass erinnert haben mag, dass eine sächsische Herzogstochter, mag sie
auch die Enkelin eines Zähringers gewesen sein, dem König der Dänen angetraut
war."64 Wie der Nekrologeintrag beweist, war in Lund das Gedenken an die betreffende
Verbindung wachgehalten und schriftlich fixiert worden; und das Marbacher
Stift stand mit dem dortigen Domkapitel zumindest mittelbar in Kontakt: Das Domkapitel
übernahm die Marbacher Konstitutionen, und der Herausgeber dieser Con-
stitutiones, Josef Siegwart, erwägt außerdem, ob nicht auch eine Gebetsverbrüderung
bestand.65 Somit scheint es möglich, daß der Kompilator dieses Wissen den mit
dem Marbacher Stift verbundenen Lunder Domherren verdankte. Für die Aufnahme
der Zähringerstelle in sein historiographisches Werk wird das Interesse des Geschichtsschreibers
an der zähringischen Herzogsfamilie verantwortlich gewesen
sein.

Propst Friedrich als Augenzeuge?

An verschiedenen Stellen seiner annalistischen Aufzeichnungen berichtet Propst
Friedrich, wie Johannes Haller ermittelte, als Augenzeuge von wichtigen Ereignissen
der Reichsgeschichte. Sein Wissen verdankt er dabei Missionen und Ämtern am
Hof der staufischen Könige und Kaiser. So war er einer von drei Zeugen bei der
heimlichen Kreuznahme Heinrichs VI. in der Karwoche des Jahres 1195 in Bari;
außerdem war er nach Hallers Ergebnissen auch beim Tod des Kaisers und anderen
bedeutenden Ereignissen anwesend.66 Unter den späteren Nachrichten über die
Zähringer befindet sich mit dem ausführlichen Bericht über die Königskandidatur
Bertolds V. zumindest eine Zähringerstelle,67 für die zu erwägen wäre, ob die detaillierten
Angaben zu diesem Ereignis möglicherweise ebenfalls darauf beruhen, daß
ihr Verfasser an den Vorgängen in irgendeiner Form beteiligt war.

Der Schilderung gehen Ausführungen über Stauferherzog Philipp voraus, der
nach seiner Rückkehr aus Italien zunächst die Fehden im Elsaß beendet habe und
non sibi, sed filio fratris sui die Königsherrschaft beanspruchte. Die Passagen über
den Zähringer sind Teil seines Berichts über die Königswahlen dieses Jahres. Es handelt
sich dabei um eine für die Geschichte des Reiches zentrale Begebenheit, deren
Schilderung vor allem aufgrund der reichsgeschichtlichen Interessen des „Annalisten
" Eingang in das Werk gefunden haben dürfte. Andererseits bewirkt die Kandidatur
Bertolds den Aufstieg der Zähringer zu einem „königsfähigen" Geschlecht.
Damit ist der geschilderte Vorgang auch für die bereits beobachtete Anteilnahme des
Geschichtsschreibers an der Familie der Zähringer von Bedeutung.

Die „Marbacher Annalen" erwähnen bei der Darstellung der Kandidatur Bertolds
V. u. a. die Daten der verschiedenen Stationen und die beteiligten Fürsten; auch wird
eine genaue Summe Geldes genannt, die der Zähringer für seine Wahl an die Erz-

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