Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 149
(PDF, 57 MB)
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bischöfe von Köln und Trier bezahlen sollte, wie auch die „Abfindung" des Zähringers
durch den staufischen Kandidaten Philipp bis in die Einzelheiten beschrieben
wird: Der Geschichtsschreiber kann von einigen Detailregelungen, wie dem Stellen
der Geiseln und von den Absprachen über das Castrum Breisach berichten.68 Die Art
der Schilderung verrät keine besondere Parteinahme für den einen oder anderen der
Bewerber, dies gilt auch für die Darstellung Bertolds V* Auffällig erscheint, was dem
Zähringerherzog in dieser Quelle an zwei brisanten Textstellen in den Mund gelegt
wird: Zweimal läßt der Verfasser des Eintrags den Zähringer sein Handeln rechtfertigen
. Zunächst heißt es, Bertold habe die Wahl unter der Bedingung, 1700 Mark Silbers
zu bezahlen, mit der Begründung abgelehnt dicens se nolle regnum precio
emere. Während andere Chronisten den Geiz oder die Feigheit des Herzogs als Motivation
für dessen Zögern ansehen,69 überliefert Propst Friedrich hier ganz und gar
ehrenhafte Beweggründe. Ein vergleichbarer Fall liegt mit der Rechtfertigung von
Bertolds Verzicht zugunsten Philipps vor - auch hier kommt der Zähringer gewissermaßen
selbst zu Wort: asserens, nisi unanimiter ab omnibus principibus eligatur,
numquam per eum scisma in regno fore oriundum,10 Weil er also die Königsherrschaft
nicht kaufen wollte, hat der Zähringer nach der vorliegenden Quelle die Zahlungen
an ,seine Wähler6 verweigert, und der Grund für seinen Verzicht zugunsten
Philipps war demnach der Wunsch, daß es durch ihn nie zu einer Spaltung im Reich
kommen sollte.71 In beiden Fällen wird durch die Formulierungen dicens bzw. asse-
rens die Urheberschaft der Erklärungen Bertold selbst zugewiesen. Zwar wird durch
die genannten Aussagen das Verhalten des Zähringers erklärt und auf subtile Weise
gerechtfertigt, doch vermittelt der Geschichtsschreiber die Aussagen ausdrücklich
nicht als seine eigenen Erklärungen, sondern kennzeichnet sie als Argumentation der
zähringischen Partei. Während die Kölner Königschronik mit ihren Wertungen und
übertriebenen Angaben zu den Entschädigungen Bertolds die Enttäuschung der
Wahlversammlung in ihrer anti-zähringischen Tendenz spiegelt, gibt die „Marbacher
" Quelle einen objektiveren Bericht,72

Ein Schlaglicht auf die Qualität der Detailkenntnisse sowie auf die Art und Weise
ihrer Eintragung werfen die Ausführungen über Breisach: Propst Friedrich weiß hier
von einer Bestimmung zu berichten, die zwei Möglichkeiten - nämlich entweder die
Zerstörung oder die Überlassung Breisachs - vorsieht. Offenbar wurde das befestigte
Breisach damals nicht zerstört, sondern dem Zähringer übergeben. Wenn man
davon ausgeht, daß der Zähringer an einem raschen Zugriff auf den strategisch wichtigen
Posten interessiert war, liegt der Schluß nahe, daß die Absprache noch zu Lebzeiten
von Propst Friedrich (t 1200/01) in die Tat umgesetzt wurde,73 Der Eintrag
umfaßt aber beide Bestimmungen, was zum einen für eine etwa gleichzeitige Aufzeichnung
spricht; zum anderen verrät diese Angabe eine beachtliche Kenntnis der
Verhandlungsergebnisse, die kein Außenstehender aufgrund bloßer Beobachtung
hätte erschließen können.74

Es wäre zumindest zu erwägen, ob der Geschichtsschreiber, dessen Wirken als
Kaplan Philipps (bei Verhandlungen „im Jahr 1199 zwischen Philipp von Schwaben
und seinen Anhängern auf der einen und Papst Innozenz III. auf der anderen
Seite")75 schon von Haller bemerkt wurde, nicht in irgend einer Weise auch an den
Verhandlungen zwischen Stauf er und Zähringer beteiligt war. Dafür sprechen die

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