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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 166
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0166
dignum; qui Helvetiorum rempublicam et gesta conscribet, quemadmodum
Cochlaeus, Norimbergiensis scholae magist er, de eo testatus est his annotatio-
nibus sive additamentis, quae in Melam nuper emisit."

(Daß unser Heinrich Glarean gekrönt wurde, habe ich erfahren, bevor Du es
mir geschrieben hast, und das Gedicht, das er öffentlich Kaiser Maximilian vortrug
, sende ich Dir durch Deinen Bruder Jacobus; ein Gedicht, auserwählt und
gelehrt, wie es mir scheint, und wohl des Lorbeers würdig. Dieser beschreibt
den Staat und die Geschichte der Schweizer, wie Cochlaeus, der Schulmeister
aus Nürnberg, von ihm bezeugt hat in seinen Annotationen oder Beilagen zu
seiner neulich erschienenen Melas» Ausgabe.)

Die Vermutung, es handele sich bei der von Cochlaeus in der Brevis Germaniae
Descriptio von 1512 angekündigten Beschreibung der Schweiz um die Prosafassung
der Descriptio Helvetiae, die im Landesarchiv Glarus aufbewahrt wird, ist sicher
falsch.26 Vielleicht bezieht sich die Ankündigung des Cochlaeus auf das „Loblied
auf die Schlacht von Näfels". Mutianus Rufus schreibt in seinem Brief vom 7. Aug.
(1513) an Petrejus, daß er das Buch des berühmten Schweizers, der ein Geograph
sein solle und in den antiquitates sehr erfahren, gern besitzen möchte.27 Um welches
Buch Glareans es sich handelt, gibt er leider nicht an.

Für ein bedeutendes poetisches oder wissenschaftliches Werk kann Glarean demnach
die Auszeichnung nicht erhalten haben. Durfte er also dem gerade in Köln anwesenden
Kaiser ein zu diesem Anlaß verfaßtes Gedicht zu dessen Gefallen vortragen
und wurde er aus diesem Grunde zum Dichter gekrönt? Ist das Panegyricon eine
Gelegenheitsdichtung und die Dichterkrönung ein spontaner, fast zufälliger Akt?
Dies ist kaum vorstellbar.28

Um in die Umgebung des Kaisers zu gelangen, bedurfte es der Empfehlung einflußreicher
Mittelsmänner, In seinem bereits zitierten autobiographischen Vortrag
zur Eröffnung der Livius»Vorlesung 1559 nannte Glarean einen „Balthasar aus dem
Schwarzwald", der ihm während seiner Krönung zur Seite stand. Hierbei handelt es
sich um Balthasar Merklin, der 1479 in Waldkirch im Breisgau geboren wurde und
die Schule in Schlettstadt besucht hatte, die zu dieser Zeit von Krafft Hofmann geleitet
wurde.29 Seine Mitschüler waren u. a. Jacob Spiegel, Beatus Arnoaldus und
Paul Seidensticker. Wohl über seinen Verwandten, Dr. Jacob Laer, erhielt Merklin
1495 ein Kanonikat am St. Simeonsstift in Trier. Nach Studien in Paris und Bologna
kehrte er nach Trier zurück und lehrte als Doktor beider Rechte an der dortigen Universität
. Zum Kanonikus von Brixen und Domherrn von Konstanz berufen nahm er
am Reichstag 1507 in Konstanz teil und machte hier den Kaiser auf sich aufmerksam
. Maximilian ernannte ihn zum kaiserlichen Orator und comes palatinus. So in
den kaiserlichen Dienst gekommen rückte er schließlich unter Karl V. zum Vizekanzler
des Reiches auf. Möglicherweise hatte Merklin Glarean die Wege zu Kaiser
Maximilian geebnet, oder aber zu seinem ehemaligen Mitschüler Jacob Spiegel, der
inzwischen zum einflußreichen kaiserlichen Rat aufgestiegen war und durch dessen
Fürsprache mehrere poetae gekrönt worden waren.30 Glarean bedankte sich später
bei Merklin durch ein Widmungsschreiben in seiner Chronologia zur Ausgabe der
römischen Geschichte des Livius, die im März 1531 bei Froben in Basel gedruckt

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