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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 173
(PDF, 57 MB)
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amtengruppe, nicht aus dem Adel oder Klerus, sondern von vorwiegend juristisch
ausgebildeten Männern aus dem Bürgertum, versuchte er, die Ansprüche der Stände
abzuwehren. Der Dichterlorbeer wurde an das Hofpersonal vergeben, die Dichter
sollen Maximilian als Helfer zur Seite treten. Der Bedeutung entsprechend wurden
die überreichten Diplome ins Reichsregister eingetragen. Zur gleichen Zeit wurde
auch das Formular der Urkunde entwickelt und nur noch in Sonderfällen abgeändert
.54

Anders 1512. In der Auseinandersetzung um Oberitalien fehlte es Maximilian I.
an Geld und Truppen, um sich gegen Venedig durchsetzen zu können. Papst Julius
IL, angesichts zunehmender Macht der Franzosen, entzog Maximilian seine Unterstützung
; einer neu gebildeten antifranzösischen Koalition, unter Einschluß Venedigs
, mußte sich Maximilian anschließen, um nicht außenpolitisch isoliert zu werden
. Die Franzosen wurden 1512 aus Italien verdrängt, was aber nicht zur Wiederherstellung
der kaiserlichen Oberhoheit über Mailand führte. Nach der siegreichen
Entscheidungsschlacht von Novara über die Franzosen besetzten die Schweizer
unter Kardinal Schiner Mailand und führen sich dort als Herren auf, indem sie Maximilian
Sforza, Sohn des Ludovico, der 1499 den Franzosen unter Ludwig XII.
Mailand überlassen mußte, nun wieder in Mailand als Herzog einsetzten. Nachdem
die Franzosen Mailand endgültig abgetreten und zusätzlich eine angemessene
Kriegsentschädigung gezahlt hatten, verweigerten sich die Eidgenossen 1513, als erneut
gegen Frankreich gerüstet wurde. Die antifranzösische Koalition löste sich auf,
zumal sich Venedig mit Frankreich verbündete. In der Schlacht von Marignano 1515
wurden die bis dahin für unbesiegbar gehaltenen Schweizer durch die Franzosen
unter Franz I. vernichtend geschlagen. Mailand geriet erneut unter französische
Herrschaft. Maximilians Zug über die Alpen endete in einem Desaster; vor dem entscheidenden
Sturm auf Mailand mußte er aus Geldmangel umkehren. Sein Heer
löste sich auf, und er konnte sich nur mit knapper Not nach Tirol durchschlagen.55 In
dieser Zeit, wo seine Politik in Oberitalien mit tatkräftiger Hilfe der Schweizer mehr
oder weniger zusammenbrach, krönte Maximilian zwei Schweizer, Glarean 1512
und Vadian 1514, und zusätzlich zwei Italiener zu Dichtern. Der schwindende politische
Einfluß des Kaisers sollte durch dichterische Propaganda überdeckt werden.

In Glareans Loblied auf Maximilian zeigt sich die Anpassung an die aktuelle politische
Situation. In der Ausgabe von 1512 wurde Maximilian als Herr über die Germania
pugnax dargestellt, der auch Venedig im Krieg überwunden habe;56 in der
Ausgabe von 1514/15 vermied Glarean diese Zeilen, Von einem Sieg über Venedig
war Maximilian weiter entfernt denn je. Der Poeta unterließ es daher, die für Maximilian
mißliche Situation zu erwähnen.

Auch der Name des Kaisers Maximilian veränderte sich zu Max. Aemilianus. Q.
Maximus Aemilianus war der Sohn des römischen Feldherrn L. Aemilius Paullus,
der in der Schlacht von Pydna 168 v.Chr. das Heer des Perseus von Makedonien vernichtete
. Sein Bruder P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus Minor, Adoptivsohn
des P. Cornelius Scipio Africanus, gehörte zu den gebildeten römischen Aristokraten
, die mit dem Kriegsruhm die Liebe zur griechischen Philosophie verbanden. In
seinem Kreis haben Römer und Griechen „in der humanitas (Humanität) einen Leitbegriff
hervorgebracht, der seine Leuchtkraft über Jahrtausende hinweg bis auf im-

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