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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 180
(PDF, 57 MB)
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Franzosen, die die Leistungen der Schwaben nicht anerkennen wollten. Durch kritische
Lektüre der antiken Geschichtsschreiber könne die verfälschte Geschichte eines
durch fides, fortitudo, aber auch durch animi magnitudo ausgezeichneten Volkes korrigiert
werden. Durch sein Lob der Schwaben mit der Hervorhebung dieser Tugenden
gibt Bebel jedoch, wie Mertens schreibt, „die zentrale Kategorie des Humanismus
preis." Eine literarische Kultur der Schwaben kann Bebel weder in der Vergangenheit
noch in der Gegenwart vorweisen und muß somit die bonae litterae
zugunsten seines schwäbischen Patriotismus hintanstellen,84

* * _

Ahnlich preist auch Glarean seine Heimat, allerdings unter schweizerischem Vor»
zeichen. In seinem Widmungsbrief an Uttinger weist er auf den strahlenden Kriegsruhm
der Schweizer hin, der aber Neid und Hass auf das Land zöge. Das Lob der
Schweizer sei verschwiegen worden, ihre Taten seien herabgesetzt und verfälscht
worden. Verleumdungen gebe es auch deshalb, weil andere Völker über sich nichts
entdecken, was des Lesens würdig wäre, oder weil ihre Gegenwart weit vom Ruhm
ihrer Vorfahren entfernt sei. Auch würde man über die Schweiz ein Geschrei erheben
, weil sie ihre Freiheit mit Rechtsgründen und Waffen verteidige, sich nicht sklavisch
den Tyrannen unterwerfe und den Staat rechtmäßig vergrößere. Um die Geschichte
des Volkes richtig darzustellen, sei es erforderlich, bei den besten Schriftstellern
nachzulesen. Bisher hätten die Schweizer mit Großmut über die Neider und
Verleumder hinweggesehen und das Gerede fortiter et patienter ertragen. Für sein
Gedicht nimmt er in Anspruch, so schreibt er an Amerbach, daß er keine andere Nation
herabgesetzt habe, auch wenn er vielleicht sein Vaterland zu sehr gelobt habe.
Wenn doch die Feinde der Schweiz ebenso ohne Bitterkeit und Neid geschrieben
hätten, wie ja auch Caesar in der Lage gewesen sei, seinen Feinden ein Lob auszusprechen
. Ziel sei es, das Eigne zu loben, ohne das Fremde zu tadeln. So kann Glarean
auch den Schwaben wegen ihrer Härte, Tapferkeit und Ausdauer ein Lob aussprechen
, wie ja auch Bebel die Schweizer - mit Einschränkung - gelobt hatte.

Im Gegensatz zu Bebel hört Glareans Patriotismus nicht bei der Beschreibung der
Tapferkeit und Hochherzigkeit der Schweizer auf. Außer dem Kriegsruhm hätten die
Schweizer, so schreibt er an Uttinger, inzwischen zahlreiche berühmte Geister und
gelehrte Männer vorzuweisen. Vor allem nennt er Huldrych Zwingli und Joachim
Vadian, Heinrich Lupulus aus Bern, seinen Lehrer Michael Rubellus aus Rottweil,
sodann Bruno, Basilius und Bonifatius Amerbach. Viele andere gäbe es noch; die
könne er in der Kürze nicht nennen. Keiner von diesen habe es notwendig, sich negativ
über andere Völker zu äußern, obwohl die Schweiz von ihren Feinden heftigst
attakiert würde.

Im zweiten Jahrzehnt des 16, Jahrhunderts hatte in der Schweiz ein bedeutender
geistiger Aufschwung begonnen. Dies wurde von den Zeitgenossen so empfunden
und von der Politik mitgetragen, wie sich in der Aufnahme von Glareans Descriptio
Helvetiae auf der Züricher Tagsatzung zeigte. Die restitutio patriae fand nicht nur
auf dem Papier, sondern vor allem in der Zustimmung der Angesprochenen statt.85 In
der Folge erhielten schweizerische Studenten verstärkt die Möglichkeit, in Italien,
und, nach veränderter politischer Konstellation, in Paris zu studieren. Glareans Aufenthalt
in Pavia und Paris hing hiermit zusammen. Basel wurde durch die Anwesenheit
des Erasmus weiter aufgewertet und zu einem humanistischen Zentrum von eu-

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