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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 208
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Stiftung Held, das andere aus dem Stiftungsvermögen des Sapienzkollegs; zum
einen, weil er bessere Zeugnisse als seine 17 Freiburger Mitbewerber aufweisen
konnte, und zum andern, weil der Hungerlohn des Vaters und die Kränklichkeit der
Mutter die Lage ohnehin „ganz prekär" erscheinen ließen.8 In den Kommissionen,
welche die Stipendien vergaben, finden sich Namen wie Karl von Rotteck9, Ferdinand
Wanker, Moraltheologe und damals (1810) Dekan der Theologischen Fakultät10
sowie Thaddäus Rinderle, ein säkularisierter Benediktiner von St. Peter, der als
Mathematikprofessor11 damals Dekan der philosophischen Fakultät war.12 Solchen
Professoren erschien der junge Mann förderungswürdig. Auch noch als Seminarist
im Meersburger Priesterseminar13 erhielt er das Sapienzstipendium mit der Begründung
: „Schreiber hat sich in Sitten und Studium immer rühmlich ausgezeichnet."
Nicht nur Wanker, auch Professor Bernhard Boll? der spätere Freiburger Erzbischof14
und Kontrahent von Schreiber, zeigte sich mit dieser Beurteilung „ganz einverstanden
". ^

Die Freiburger Theologische Fakultät zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Als Schreiber das Studium an der Freiburger Universität begann, befand sich diese in
einer ähnlichen Umbruchssituation, wie sie im politisch-gesellschaftlichen und
kirchlich-strukturellen Bereich deutlich geworden war. Dieser waren im vorderösterreichischen
Freiburg seit Maria Theresia Jahrzehnte „ständiger Umänderungen und
Reformen"16 vorausgegangen. In ihnen sollte ein Terrain geschaffen werden, in dem
aufgeklärtes Gedankengut zum geistigen Instrumentarium des ganzen Lebens werden
konnte. Besonders wichtig war dabei die Ausbildung der Geistlichen, zumal sie
als Garanten der gottgefälligen Ordnung Multiplikatoren jener staatlichen Auffassung
sein sollten, von deren Realisierung man das Staats- und Gemeinwohl abhängig
ansah. In Freiburg blühte noch jenes Bemühen um „eine kritisch rationale Untersuchung
des tradierten Materials und damit eine ganz neue und viel Gewohntes
umstürzende wissenschaftliche Methode bei der Behandlung historischer Begebenheiten
".1?

Wie damals üblich, begann Schreiber sein Studium mit dem zweijährigen Kursus
für Philosophie (1808), Hier hörte er den ehemaligen Jesuiten und späteren Salemer
Zisterzienser, den schon erwähnten Bernhard Boll. Nach der Säkularisation war dieser
als Professor der Philosophie an die Freiburger Universität gekommen, welche
ihn dann 1809 als Münsterpfarrer präsentierte. Schreiber schildert diesen in seiner
1847/48 verfaßten Autobiographie als nachlässigen, wenig kompetenten Lehrer, der
sich den „Anstrich von Freisinnigkeit" gegeben habe.18 „Mit Nutzen"19 dagegen
hörte er den vormaligen Heidelberger Professor Jakob Schmitt, dessen Freidenker-
tum sich an der Philosophie Kants orientierte.20 Am meisten beeindruckte ihn Karl
von Rotteck. Dieser habe ihn „zum eigenen Nachdenken"21 angeregt und überhaupt
eine Liebe zum fleißigen und konzentrierten Studium vermittelt.
Nach der Philosophie begann er mit dem Studium der Theologie. Rückblickend
schreibt er, „sein Mangel an Welt- und Menschenkenntniß"22 hätte ihn ebenso dazu
bewogen wie die Vorstellung, dadurch rasch die Familie aus der Armut herauszuführen
.23 An der theologischen Fakultät hatte sich das aufgeklärte Denken bewahren

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