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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 211
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Hirschers Absage. Der an seiner Stelle empfohlene55 württembergische Priester
Balthasar Wörner56 schien wegen seines jungen Alters für dieses Amt nicht geeignet.
Dekan Hug brachte nun Heinrich Schreiber ins Spiel,57 Das allerdings waren nicht
die Gedanken des Consistoriums, das sich nach Meinung Hugs - und er hatte
recht -, in die Fakultätsangelegenheiten einmischte und ihn beauftragte, Kontakt mit
dem Prager Professor Bernhard Bolzano58 aufzunehmen. Selbst wenn eine über den
Stuttgarter Verleger Andre geplante Kontaktaufnahme zustande gekommen wäre,
von staatlicher oder kirchlicher Seite hätte man diesen 1820 abgesetzten Professor
niemals genehmigt. Seine Predigten hatten nicht nur das Ärgernis der Polizei erregt;
auch und gerade strengkirchliche Kreise, vereint mit der Agitation der päpstlichen
Nuntiatur in Wien, verfolgten diesen interessanten Religionswissenschaftler, der
trotz Amtsenthebung einen bedeutenden Einfluß auf die geistige und politische Entwicklung
im österreichischen Vormärz ausübte. Auch ein weiterer Kandidat, der
Tübinger Johann Adam Möhler59, sagte nach anfänglichen Erkundigungen60
schließlich ab. Die Tatsache, daß die Freiburger Fakultät in Lager gespalten war, so
wollte es Hug erfahren haben, war Möhlers Beweggrund.61 Inoffiziell erkundigte
sich noch der Landshuter Theologe Jakob Salat,62 doch er hatte ebenso keine
Chance. Zum einen schreckte dieser keineswegs zimperliche Polemiker die Fakultät
durch seine ungestüme Kritik, welche er gegen seine Landshuter Kollegen hatte
publizieren lassen63 - ein solcher Polarisierer hätte eine Einheit in der Fakultät noch
weniger ermöglicht -, zum anderen schien dieser 59jährige schon zu alt, um eine zuverlässige
und langjährige Lehrstuhlbesetzung garantieren zu können. Nach diesen
gescheiterten Plänen konnte Hug wieder seinen Favoriten Schreiber präsentieren.
Warum solle man sich vergebens nach Auswärtigen erkundigen.

Im September 1826 wurde die Besetzung des Lehrstuhls mit Schreiber vom Ministerium
genehmigt.64 Seine Vereidigung fand am 16. November „vor versammeltem
academischem Consistorio, und zwar in Anwesenheit Sr Magnificenz des H» Prorec™
tors Buchegger" statt.65 Sein Professorengehalt betrug 1000 fl.66

Schreiber als Moraltheologe

Schreiber hatte sich bis zu seiner Berufung keineswegs mit der Moraltheologie befaßt
. Vermutlich hatte man sich deshalb auf ihn, das bis dahin unbeschriebene Blatt,
für diese heikle theologische Disziplin geeinigt. Man war wohl von dem guten Eindruck
ausgegangen den er als Professor der Philosophie hinterlassen hatte. Nicht
einmal eine theologische Promotion konnte er bis dahin aufweisen. Seine Antrittsvorlesung
vom 16* November 1826 ist dennoch eine bemerkenswert eigenständige
Studie über „Das Prinzip der Moral in philosophischer, theologischer, christlicher
und kirchlicher Bedeutung", die ein Jahr später - über 80 Seiten stark - gedruckt
wurde.67 Schon der Titel enthält das ganze Programm. Unter Prinzip versteht er
einen Kernpunkt, von dem die wissenschaftliche Moral ausgeht und konkret zu werden
versucht. Dabei müsse sich gerade der Wissenschaftler im klaren sein, welche
Praemissen er eingehe. Im einzelnen unterscheidet er vier Moralprinzipien.

Ein erstes Prinzip sieht er philosophisch, hier jedoch nicht im Sinn von J. M. Sai-
ler, der darunter theologisch versteht,68 sondern eine rein vernünftige „si deus non

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