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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 218
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thäus Klenkler, war am 23. Januar 1835 nach knapp dreijähriger Vorlesungstätigkeit
gestorben. Schreiber hatte ihm die Leichenpredigt gehalten. Seit Wintersemester
1835/36 las der Regens des Priesterseminars Alois Vogel die Kirchengeschichte.
Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Thesen Schreibers fand auch in der Fakultät
nicht statt. Allein Hug exponierte sich mehr im Gremium des Domkapitels als
in der Fakultät.

Ähnlich wie Schreiber dachte auch dessen Nachfolger auf dem moraltheologischen
Lehrstuhl Johann Baptist Hirscher, wie er sich Schreiber gegenüber im Oktober
1837 bei seinem Antrittsbesuch äußerte. Daß aber Hirscher plump erklärt haben
solle, seine Kollegen hätten ihn aufgefordert, nicht gegen den Zölibat zu polemisieren
, scheint mir unglaubhaft zu sein.147

Die Auseinandersetzung um Schreibers Äußerungen über den Zölibat machen
deutlich, wie wenig es um inhaltliche Bestimmung oder gar Diskussionen ging, erst
recht nicht innerhalb der Fakultät. Die Weite des aufgeklärten Geistes, aus dem mehr
oder weniger alle Freiburger Gelehrten hervorgekommen waren, erhält zu Beginn
des 19. Jahrhunderts immer mehr ihre Grenzen. Eine neue Orientierung an Autoritäten
und autoritären Strukturen ersetzt gerade auch in der Kirche manche rationale
und rationalistische Bestrebung. Nicht gemeinsame Reflexionen werden im 19. Jahrhundert
das die Kirche immer mehr Einende, sondern die Weisungen, wie sie von
Rom unterstützt oder gefordert werden. Dabei darf gleichzeitig die zentrifugale
Kraft menschlichen Geistes für eine Gemeinschaft wie die Kirche nicht unterschätzt
werden; diese jedoch rechtlich und disziplinarisch so einzuengen, ist das Kennzeichen
des 19. Jahrhunderts gewesen. Und so kommt es, daß es selbst heute noch manches
, von Aufklärern damals aufgeworfene Problem - wie z. B. die historisch-kritische
Bibelexegese, die heute von vielen Seiten, keineswegs nur von einem Lehramt
einer scharfen Kritik unterzogen wird, - noch zu lösen gilt.148

Daß der Zölibat, dieses Detail, gemessen am Ganzen des christlichen und katholischen
Glaubensgebäudes, eine solche Dimension annehmen konnte, darüber kann
man nur mit Matthäus (Mt 19, 12) formulieren: „Wer es fassen kann, der fasse es!"

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