Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 227
(PDF, 57 MB)
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Die Utopie der nationalen Ökumene

Heinrich Schreiber als Theologe des Deutschkatholizismus

Von

Friedrich Wilhelm Graf

„Der Deutsch-Katholicismus ist seinem Wesen nach biblisches Christenthum in vernunftiger
Forschung und freier Ueberzeugung. Gerade dadurch, daß er sich nicht auf
ein detallirtes Symbol einläßt, behauptet er einen unschätzbaren Vorzug vor allen
christlichen (Konfessionen. Während diese durch ausführliche Symbole der Heuchelei
wie der Verketzerungssucht die Thüre öffnen, wird der Deutsch-Katholik sich nie
genöthigt sehen, etwas mit dem Munde zu bekennen, was er im Herzen verwirft,
oder was noch schlimmer ist, belacht; er wird ferner nie die Freiheit der Forschung
und Ueberzeugung, welche er für sich in Anspruch nimmt, einem Andern versagen,
nie einen christlichen Bruder um abweichender einzelner Auffassungen willen religiös
-sittlich oder gar auch noch bürgerlich herabwürdigen und verdammen.
Während ausführliche Symbole, - und um so mehr, je ausführlicher sie sind, - um
die Gläubigen ein Netz spannen, in denen sie kaum einen Schritt thun können, ohne
zu straucheln, da der lebendige Geist vor ihnen verschwindet und nur das todte Wort
hemmend zurückbleibt, hat der Deutsch-Katholicismus einen allumfassend-christlichen
Rahmen bezeichnet, in dem sich Geist und Wahrheit/re/ bewegen und das Wort
nichts weiter als Träger ist. ... Der Deutsch-Katholicismus verweiset mit Recht
jeden Anders-Gläubigen ... unmittelbar auf die Quelle, die heil. Schrift selbst; dort
mag er, durchdrungen vom Geiste Christi, nach dessen Wesen, Wort und Werk forschen
, sich mit dessen unendlichem Segen erfüllen, und davon herausheben, was seinem
tiefsten religiös-sittlichem Bedürfnisse entspricht. Ungeschmälert soll jede
christliche Pflanze in diesem freien, religiös-sittlichen Garten Gottes hervortreiben;
jede soll gedeihen, keine die andere beherrschen und erdrücken." Diese Sätze finden
sich in einer Artikelserie „Deutsch-Katholisches", die Heinrich Schreiber 1846 im
„Morgenboten" und noch im selben Jahr auch im Separatdruck veröffentlichte.1 Sein
Text stellt eine Auseinandersetzung mit den „Erörterungen über die großen religiösen
Fragen der Gegenwart" dar, in denen der Freiburger Moraltheologe Johann Baptist
Hirscher (1788-1865) die „deutschkatholische Abfallsbewegung"2 1846 für irreligiös
, unchristlich, unkirchlich und staatsgefährlich erklärt hatte.3 Hirscher war
1837 nach Freiburg berufen worden und hatte hier den Lehrstuhl für Moraltheologie
in der Theologischen Fakultät übernommen, den Heinrich Schreiber 1826-1835 in»
negehabt hatte; auf eine Anklage hin, die der Erzbischof im Oktober 1832 beim badischen
Großherzog erhoben hatte, war Schreiber 1835 in die Philosophische Fakultät
versetzt worden, da er, so die bischöfliche Anklage, in seinen Vorlesungen die

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