Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 235
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0235
fentliche Konversion zum Deutschkatholizismus in Baden überhaupt, in der Freibur-
ger lokalen Öffentlichkeit aufgenommen wurde, liegt weithin noch im Dunkeln, Am
9. Mai 1845 wurde der einstige Ordinarius der Theologischen Fakultät exkommuniziert
. Wenige Tage vorher, am 2. Mai 1845, hatte ihm der Prorektor der Universität
Ignaz Schwörer mitgeteilt, daß „durch Ihren Austritt aus der Katholischen Kirche ...
Ihr Verhältnis zur Universität infrage gestellt ist",32 und ihm die Fortführung seiner
Lehrtätigkeit verboten. Dies provozierte massive Proteste von Seiten zahlreicher
Studenten als auch kontroverse Debatten über den „katholischen Charakter" der Universität
, in denen sich die Theologische Fakultät und das Erzbischöfliche Ordinariat
aber gegen den Senat und die Mehrheit der Professoren durchsetzen konnten. Nach
langwierigen Auseinandersetzungen ordnete der Großherzog am 16. Januar 1846 die
Pensionierung Schreibers an.

Angesichts widersprüchlicher Quellen ist unklar, ob Schreiber nach seiner Konversion
in Freiburg eine deutschkatholische Gemeinde zu gründen versuchte. In der
Literatur über Schreiber wird mehrfach berichtet, er sei in Freiburg nach seinem
Schritt weithin isoliert gewesen. Nur ein Bäckermeister - möglicherweise Schreibers
Schwiegervater - habe ihn unterstützt; nachdem diesem aufgrund des amtskirchlichen
Druckes die Kunden weggeblieben seien, sei Schreiber völlig allein gestanden.
Doch in der deutschkatholischen Presse ist von 70 Anhängern Schreibers in Freiburg
die Rede33 sowie von begeisterter spontaner Zustimmung bei liberalen Bürgern Frei-
burgs. Zudem liegen Berichte vor, daß Schreibers Austritt zwar von vielen römischkatholischen
Pfarrern in Baden heftig kritisiert wurde, er aber „auf die Gemüter
mancher Laien nachhaltigen Eindruck gemacht zu haben scheint".34 Viele Pfarrer im
Schwarzwald, die mit den reformkatholischen Bestrebungen sympathisierten und
Schreiber gern gefolgt wären, befürchteten wohl den Verlust ihrer Pfründen und blieben
deshalb in der „alten Kirche". Gewiß ist nur, daß in Freiburg niemals ein
deutschkatholischer Gottesdienst stattfand. Schreiber hatte gehofft, durch seinen demonstrativen
Schritt auch andere reformkatholische Theologen, insbesondere den
altehrwürdigen Wessenberg, zur Trennung von der Amtskirche bewegen zu können.
Doch Wessenberg lehnte Schreibers Übertritt scharf ab und brach mit seinem
Schüler und Freunde,

An einigen anderen badischen Orten blieb das Signal, das Schreiber gegeben
hatte, freilich nicht wirkungslos. Zwar hatte der Deutschkatholizismus in den ländlichen
Gebieten Badens keinen Erfolg.35 Doch kam es seit dem Frühsommer 1845 in
Heidelberg, Mannheim, Pforzheim und Konstanz zur Gründung deutschkatholischer
Gemeinden.36 Im Sommer 1845 ersuchten die Mannheimer und die Heidelberger
Gemeinde die Regierung darum, für ihren ersten öffentlichen Gottesdienst eine
evangelische Kirche benutzen zu dürfen. Dies führte zu heftigen verfassungspolitischen
Auseinandersetzungen über die Rechtsstellung der neuen „Sekte", die schließlich
als „religiöser Privatverein ohne korporativen Charakter"37 anerkannt wurde.
Der öffentliche Streit wurde dadurch noch verstärkt, daß Ronge nach Baden reiste
und hier vielfältige Kontakte zur politisch liberalen Elite Südwestdeutschlands
knüpfte. Wichtigste Stationen seiner Baden-Reise waren Heidelberg und Konstanz.
Nach Freiburg reiste Ronge nicht. Umgekehrt nahm Heinrich Schreiber niemals an
überregionalen Treffen von Repräsentanten des Deutschkatholizismus teil. Trotz sei-


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