Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 242
(PDF, 57 MB)
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Philosophischer oder sinnlich-vernünftiger Standpunkt

Formell: „Thue und lasse wie du sollst, aus Achtung deiner selbst!"

Materiell: „Sei, was du an dir bist, Mensch!"

Synthetisierend: „Sei Mensch, weil du in dir dich, den Menschen achtest!"

Theologischer Standpunkt

„Thue und lasse wie du sollst, aus Liebe gegen Gott!"
„Strebe, immer mehr Gott ähnlich zu werden!"
„Werde Gott ähnlich aus Liebe gegen Gott!"

Christlicher Standpunkt

„Thue und lasse wie du sollst, aus Glauben an Christus!"
„Folge Christus nach - sei Christ!"
„Sei Christ aus Glauben an Christus!"

Kirchlich-sittlicher Standpunkt

Formell: „Thue und lasse wie du sollst, aus Mitwirkung (Gnade) des göttlichen
(hl.) Geistes!"

Materiell: „Gehöre zur Gemeinschaft der Heiligen, zur Kirche!"

Synthetisierend: „Gehöre zur Gemeinschaft der Heiligen, zur Kirche, aus Mitwirkung
(Gnade) des göttlichen (hl.) Geistes!"

Formell:

Materiell:

Synthetisierend:

Formell:

Materiell:

Synthetisierend:

Diese Tafel moralischer Imperative läßt Schreibers Interesse erkennen, auch kulturpraktisch
der behaupteten Einheit von Vernunft und Offenbarung, Wissen und
Glauben, allgemeiner Religion und Christentum, Christlichkeit und Kirchlichkeit
Geltung zu verschaffen. Im Gang der Christentumsgeschichte komme es darauf an,
die ideale Einheit von Humanität und Christlichkeit empirisch, durch moralische
Perfektion des frommen, christlichen Menschen zu realisieren. Wie viele Repräsentanten
des politischen Frühliberalismus vertritt Schreiber ein stark homogenitätsori-
entiertes Gesellschaftskonzept, in dem die einzelnen Kultursphären durch eine gemeinsame
vernünftig-christliche Wertebasis integriert werden. Gerade die Ekklesio-
logie läßt erkennen, daß Schreibers Vision gelungener Sozialität - theologisch
formuliert: das „Reich Gottes" als das Reich der vollkommenen Annäherung der abbildhaften
Freiheit des Menschen an das göttliche Urbild - durch eine paradoxe, widersprüchliche
Verbindung von traditionalen und modernen Elementen geprägt ist.
Schreiber will die Kirche tiefgreifend reformieren, zu einer Gemeinschaft freier,
gleicher Christenmenschen umformen. Im Sinne einer aufgeklärt vernünftigen
Christlichkeit will er sie theologisch modernisieren. Aber er bleibt darin stark der
überkommenen römisch-katholischen Ekklesiologie verhaftet. Ungebrochen hält er
am Anspruch fest, daß die Kirche die zentrale Institution des Gemeinwesens sei. In
der sozialharmonischen Gesellschaft freier, gleicher Brüder und Schwestern soll die
Kirche die substantielle innere Einheit vermitteln.

Da das Christentum in seinem ethischen Kern die Religion von „Menschenwürde"
bzw. „sittlich-freier Persönlichkeit" sei, sei es die spezifische Aufgabe der Kirche,

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